Angiolina (1800)
von A. Salieri – C. P. de Franceschi nach Ben Jonson
Angiolina, ein kluges Mädchen
Christa Hemetsberger
Lucinda, hilfsbereite Freundin
Ulrike Deschler
Clarice, hilfsbereite Freundin
Ursula T. Maxhofer-Schiele
Der Baron, lärmempfindlicher Alter
Horst Vladar
Leandro, sein verliebter Neffe
Karl Oblasser
Ciccala, gerissener Barbier
Günter Kiefer
Hustender Diener
Stefan Wladarsch
Niesender Diener
Heinrich Wladarsch
Musikalische Leitung
Alois Rottenaicher
Inszenierung
Horst Vladar
Bühnenbild
Walter Heinemann
Korrepetition
Hartmut Brüsch
Produktionsassistenz
Annette Vladar
Orchester
Mitglieder des Akad. Orchesterverbandes München
1. Akt
Leandro hat von dem Barbier Ciccala erfahren, daß sein Onkel, der Baron, trotz seines Alters wieder heiraten wolle. Er würde dann nichts mehr erben. Leandro, der
bereits Heiratspläne mit der schönen Angiolina schmiedet, ist entsetzt. Von der Katastrophenmeldung erschreckt kommen Angiolinas Freundinnen Clarice und
Lucinda herbeigelaufen. Man sinnt auf Abhilfe. Da Ciccala vom Baron ausersehen ist, ihm eine Braut zu suchen, kommt er auf die Idee, dem wegen eines Ohren-
leidens überaus empfindlichen Baron eben Angiolina als stilles, bescheidenes Mädchen vorzuführen und als Gattin zu empfehlen. Dieser ist von ihr begeistert und
heiratet sie auf der Stelle. Als Notar fungiert Clarice. Da man zunächst Leandro nicht in den Plan eingeweiht hat, macht er eine Eifersuchtsszene, spielt dann aber natürlich begeistert mit. Kaum ist der Kontrakt unterzeichnet, entpuppt sich Angiolina als wahre Furie. Sie erhält Besuch von geschwätzigen Freundinnen und als Gipfel erscheint Leandro, als türkischer Soldat verkleidet, mit einer ganzen Kapelle. Er ist angeblich ein alter Verehrer der Braut. Der entrüstete Baron bricht unter dem Lärm zusammen.
2. Akt
Während Leandro wieder voller Hoffnung ist, zeigt sich der Baron völlig verzweifelt. Die Schreckensmeldungen überstürzen sich: eine ganze Karawane mit neuen Klei-
dern für die junge Gattin ist im Anmarsch, ein Tanzmeister habe sich gerade eingefunden, müsse aber noch warten, da Angiolina eben mit einem Baumeister dringend notwendige Umbaupläne bespreche. Dann erscheint sie selbst mit Notenblättern, um ein Hauskonzert zu arrangieren. Zuletzt kommt Clarice ins Haus, Angiolinas angebliche Mutter, eine Säuferin. Das reicht dem Baron. Er befragt nun alle bekannten Rechtsgelehrten, wie er Angiolina wieder los werden könne. Sein Pech, daß ihm von Ciccala Clarice und Lucinda als verkleidete Advokaten vorgeführt werden. Schließlich präsentiert Ciccala eine Lösung: Vielleicht könne der Baron seinen Neffen Leandro gegen die Zusicherung der Erbschaft dazu bewegen, ihm das „Monster“ abzunehmen. Leandro „opfert“ sich. Der Vertrag wird unterschrieben und, da alle Anwesenden gegen den Baron zeugen, muß dieser nach der Enthüllung zähneknirschend seinen Reinfall hinnehmen. Er tröstet sich damit, daß er die lärmende Gesellschaft nun endlich los wird.
1750 geboren am 18. August in Legnago in der Nähe Veronas.
1765 kommt er als Vollwaise in die Obhut eines Adeligen nach Venedig. Unterricht bei Pacini und Pescetti.
1766 Bekanntschaft mit Leopold Florian Gassmann. Dieser nimmt den Jungen nach Wien mit und behandelt ihn künftig wie seinen Sohn. Ausbildung durch Gassmann. Bekanntschaft mit Gluck.
1770 Debüt als Opernkomponist am Wiener Burgtheater.
1774 nach Gassmanns Tod Hofkompositeur und Dirigent der Wiener Hoftheater.
1777 Heirat mit Therese von Helfersdorf (acht Kinder, von denen vier Töchter den Vater überlebten).
1778—1780 Italienreise. Opern für die Theater in Mailand (Eröffnung der Scala), Venedig und Rom.
1781 Beschäftigung mit dem deutschen Singspiel und der französischen Oper.
1784 und 1787 Reisen nach Paris. Seine Opern »Danaiden« und »Trarare« werden dort mit großem Erfolg gespielt.1784
1788 Präses der Tonkünstler-Sozietät und Wiener Hofkapellmeister.
1790 Reise nach Frankfurt zur Kaiserkrönung Leopold II.
1800 am 22. Oktober Uraufführung von „Angiolina“ im Kärntnertor-Theater in Wien. Am 29. Dezember 1801 Aufführung in London in einer textlichen Bear-beitung von Lorenzo da Ponte.
1807 Besuch der Heimatstadt Legnago.
1823 Vorübergehend geistige Umnachtung.
1824 nach fünfzig Jahren. Hofdienst der ersehnte Ruhestand.
1825 am 7. Mai stirbt Salieri in Wien.
Von dem „Mozart-Rivalen“ sind nur wenige Werke in neuerer Zeit aufgeführt worden. Pressestimmen: „Das chorlose Werk enthält eine Anzahl gesanglich für die Stimmen reizvoll gesetzter, bisweilen in ihrem Anspruch an Virtuosität recht hoch greifender Arien, sowie etliche gut gebaute Ensembles. – Ein Werk, das die Wiederbegegnung nach anderthalb Jahrhunderten Vergessenheit durchaus lohnte. Salieri könnte nach dieser Ausgrabung hier und dort vielleicht doch Zukunft haben.
Und da ist nicht zuletzt die gekonnt arrangierende, fröhlich-beschwingte Regieführung Horst Vladars, die – beginnend mit einer hübsch ausgedachten Kostümierungspantomime während der Overtüre – dem Stück viele komödiantisch locker gesetzte szenische Akzente abgewinnt, zumal in den mit Witz gewürzten zahlreichen Verkleidungsszenen.
Gerhart Asche in Opernwelt IX/85
Um so größer war jetzt bei der Premiere der Neuburger Kammeroper die Überraschung, wie solch ein reizvolles Werk in Vergessenheit geraten konnte: Am Samstag erlebte hier Salieris „Angiolina“ eine am Ende mit stehenden Ovationen bedachte Premiere.
„Augsburger Allgmeine“ und „Neuburger Rundschau“ 30.07.1985