Der Kalif von Bagdad
(Il Califfo di Bagdad, Neapel 1813)
Opera buffa in zwei Akten
von Andrea Leone Tottola
Musik von Manuel García
Übersetzung und Einrichtung für die Neuburger Kammeroper von Annette und Horst Vladar
Isoun, Kalif von Bagdad
Manuel Ried
Lemide, Witwe
Regine Gebhardt
Yamina, deren Tochter
Yvonne Steiner
Sharafat, Lemides Neffe (Schwager)
Ulli Löns
Aisha, Hausmädchen bei Lemide
Elzbieta Laabs
Der Kadi
Michael Hoffmann
Der Polizeichef
Horst Vladar
Gefolge des Kalifen; Nachbarn Lemides; Volk von Bagdad
Chor der Neuburger Kammeroper
Orchester
Mitglieder des Akad. Orchesterverbandes München
Musikalische Leitung
Alois Rottenaicher
Inszenierung
Horst Vladar
Bühnenbild
Michele Lorenzini
Korrepetition
Su Jin Kim
Choreinstudierung
Norbert Stork
Techn. Leitung, Beleuchtung
Bernhard Kugler, Mario Liesler
Produktionsassistenz
Annette Vladar
Isoun, der junge Kalif von Bagdad, liebt es sich unerkannt unter das Volk zu mischen, um sich ein neutrales Bild machen zu können. Nur Eingeweihte wissen, dass ihn ein Codenamen – Bondocan – in Notfällen als Herrscher ausweist. Er trifft auf die hübsche Yamina und verliebt sich in sie. Sein Liebe wird erwidert, und obwohl Lemide ihre Tochter streng vor allen möglichen Verehrern behütet, kommt es für die Liebenden mehrfach zu prekären Situationen, die aber immer durch die Nennung des Codenamens gut ausgehen. Bei den Uneingeweihten gibt das Grund zu Verdacht, Beschuldigung und Streit, bis letztendlich Isoun seinem „Suchen“ ein Ende macht und seine nie an ihm zweifelnde Yamina unter dem Jubel des Volkes als neue Herrscherin vorstellt.
Manuel (del Populo Vicente) García ging als berühmter spanischer Tenor, Gesangslehrer und Opernkomponist in die Musikgeschichte ein. Nach einigen Jahren in spanischen Theatern, begann 1808 in Paris seine Weltkarriere. U. a. trat er in Neapel auf, hatte aber dort auch als Opernkomponist („Il califfo di Bagdad“) großen Erfolg. 1816 gewann ihn G. Rossini für die Uraufführung seines „Barbier von Sevilla“ in Rom als „Almaviva“. Die beiden wurden Freunde. 1826 ging er als Opernunternehmer nach New York, wo er – in Anwesenheit von Lorenzo da Ponte – zum ersten Mal eine Oper W. A. Mozarts („Don Giovanni“) in der Neuen Welt auf die Bühne brachte. 1829 zwangen ihn die politischen Verhältnisse nach Paris zu gehen. Dort bildete er bis zu seinem Tod 1832 eine lange Reihe vorzüglicher dramatischer Sänger aus, unter ihnen seine Töchter Maria Malibran (heute vor allem durch CD-Einspielungen von Cecilia Bartoli bekannt) und Pauline Viardot-García.
Andrea Leone Tottola (* ? – † 1831 in Neapel) war ein italienischer Librettist. Sein Geburtstag und -ort sind uns nicht bekannt. Er begann seine Theaterlaufbahn als Agent für den berühmten neapolitanischen Impresario Barbeia, fing 1802 an Libretti zu schreiben und brachte es bis zum Hofdichter für die Kgl. Theater. Über die Hälfte seiner Libretti, bei denen die komischen Rollen im Dialekt geschrieben waren, schuf er für das Teatro Nuovo in Neapel. Seine Komödien wurden – wegen der scharf beobachteten Situationen des Alltags und der effektvollen Dialoge – schon von seinen Zeitgenossen mehr geschätzt als seine Texte für die Opera seria. Er schrieb über 100 Libretti u. a. für V. Fioravanti, P. C. Guglielmi, G. Rossini, S. Mercadante, P. Raimondi, P. Generali, F. Paer, S. Mayr und G. Donizetti. Er starb am 15. September 1831 in Neapel.
Die Neuburger Kammeroper spielte 2011 von ihm „Mariti, aprite gli occhi“ („Männer! Augen auf!“), komponiert von M. Carafa.
„Man erlebt quirliges, geistreiches, ja packendes Musiktheater, zwei Stunden beste Unterhaltung, zwei Akte vergnügliches Spielen und Agieren. (…) Allein schon das Bühnenbild (Michele Lorenzini) spricht sofort an. Formal und funktional vollkommen stimmig lässt es die Zuschauer in die geheimnisvolle Welt des Orients eintauchen. Farbigkeit, Fantasie und Liebe zum Detail kennzeichnen es, genauso wie die verschwenderisch schönen Kostüme ein Fest für die Augen bieten. Und wenn am Schluss im üppigen Licht alle Akteure ihr übermütiges Spiel treiben und die Farben glänzen und schimmern, wird deutlich, welch stilvolles Konzept der Inszenierung zugrunde liegt.“
Klaus Hopp-Wiel am 21. Juli 2014 in „Neuburger Rundschau“
Das begeisterte Publikum lohnte dem Sängerensemble sowie den Orchestermusikern ihre Leistungen mit starkem, lang anhaltendem Beifall. Es war wieder eine sehens- und hörenswerte Produktion der Neuburger Kammeroper im kleinen und heimeligen Stadttheater von Neuburg an der Donau.“
Udo Pacolt im Internet „der-neue-merker“
>>> http://www.der-neue-merker.eu/neuburg-donau-der-kalif-von-bagdad-von-manuel-garcia
„Einfach bemerkenswert, wie stilsicher sich der komponierende Autodidakt [Manuel García] zwischen den Metiers bewegt, ein so flottes wie reizvolles Ganzes schafft. Da ist Platz für großes Gefühl und jede Menge Ironie auch, und für beides ist in der punktgenauen Personenregie Horst Vladars viel Raum. (…) Liedhafte Kantilene, die in der Stimmführung Schubertsche Intimität besitzt, voller Orchesterklang mit kräftigen Janitscharen-Anklängen gerade in der Ouvertüre: Alois Rottenaicher holt Enormes aus dem semiprofessionellen Akademischen Orchesterverband München heraus, dem Neuburger Liederkranz ist die Freude am Agieren auf der Opernbühne anzumerken. Großes Lob für Neuburgs einmal mehr so erfolgreiches Stochern im längst vergessenen Repertoire der Operngeschichte.“
Josef Heumann am 21. Juli 2014 im „Donaukurier Ingolstadt“
Fazit: Mit der Ausgrabung von Garcías Oper hat die Neuburger Kammeroper einen Beitrag dazu geleistet, das musikalische Schaffen dieses nicht unbedeutenden spanischen Komponisten in Erinnerung zu rufen. Vladars Inszenierung führt dazu, dass man das Gefühl hat, dieses Werk trotz der deutschen Übersetzung dennoch in einer gewissen Ursprünglichkeit kennen zu lernen.“
Von Thomas Molke im Internet: http://www.omm.de/veranstaltungen/festspiele2014/ND-2014-der-kalif-von-bagdad.html
Rundum gelungene Inszenierung einer erstaunlichen Ausgrabung
„Kammeroper“ heißt in Neuburg nicht Taschenfassung einer internationalen Repertoire-Oper mit eingekürztem Personal zu Streichquartett und Flöte, sondern vielmehr Ausgrabung und Vollversion eines vergessenen Werks, für das sich einige „Opernsammler“ von weither bemühen, weil sie es woanders zu ihren Lebzeiten wohl nicht noch einmal zu sehen bekommen.
Viel Beifall von den Zuschauern, die mit entspannten Gesichtern das Haus verließen und von denen sicher einige an diesem schönen Sommerabend noch die Besucherzahlen der Biergärten steigerten. Es war ein niveauvoller, vergnüglicher Abend.
Manfred Langer, 21.07.2014
deropernfreund.de