Der Onkel – Der Arrestant

von D. della Maria – A. Duval

Der Onkel (L’oncle valet – 1798)

Dolban

Horst Vladar

Eva

Ulla Schwingel

Marie

Ursula T. Maxhofer

Dumont

Jean Simon

Florvel

Richard Johns

Musikalische Leitung

Georg Zettel

Hartmut Hudezek

Inszenierung

Horst Vladar

Bühnenbild

Walter Heinemann

Produktionsassistenz

Annette Vladar

Orchester

Mitglieder des Akad. Orchesterverbandes München

Der Onkel

»L’oncle valet«

Viele Jahre war der reiche alte Seemann Dolban von der Heimat fort. Nun will er sich endlich zur Ruhe setzen. Daheim erwarten ihn Eva, die ihm anvertraute Tochter eines verstorbenen Freundes und deren Erzieherin Marie. Dolban plant, Eva mit einem seiner Neffen — Dumont oder Florvel — zu verheiraten und dem jungen Paar sein Vermögen zu vererben. Aber welcher der Neffen soll es sein? Um die beiden auf die Probe zu stellen, gibt sich der alte Seebär zunächst als Dolbans voraus geeilten Diener Picard aus. Zulange haben die Neffen den Onkel nicht mehr gesehen, sie fallen auf seinen listigen Streich herein. Als nun Dumont erkennen muß, daß Evas Liebe dem etwas leichtfertigen Florvel gehört, schmiedet er einen Plan: Er überredet den »Diener Picard« sich als Dolban auszugeben, der seine Neffen auf die Probe stellen wolle. Florvel müsse verstoßen werden und ihm — Dumont — gebühre Braut und Vermögen…

Natürlich siegt am Ende das Gute und das Böse wird bestraft.

Pierre-Antoine-Dominique Della Maria

Am 14. Juni 1769 wurde Della Maria in Marseille geboren. Sein Vater war ein ausgezeichneter italienischer Mandolinenspieler, der in Marseille konzertierte und sich dort als Musiklehrer und Musikalienhändler niedergelassen hatte. Die Mutter, Marguerite Bertrand, war Französin. Bereits als kleiner Junge erhielt Pierre-Antoine-Dominique Gesangs- und Klavierunterricht bei einem Marseiller Lehrer, der Vater lehrte ihn Mandoline und Violine zu spielen. Später nahm er Unterricht für Harmonielehre und Kontrapunkt bei dem Pianisten und Komponisten Pierre Legrand, der seit 1780 Leiter des Orchesters des Grand Théâtre und der Société des
Concerts in Marseille war. Mit zehn Jahren fielen erstmals die Kompositionen des Knaben auf, mit achtzehn komponierte er eine Oper, die beim Publikum gut ankam. Sie ist leider verschollen. 1792 reiste Della Maria nach Italien, um seine Studien zu vervollständigen. Bei Paisiello studierte er die italienische Oper. In rascher Folge schrieb er sechs Opern in verschiedenen Städten (1792 Neapel, 1793 Triest, 1795 Vicenza und Venedig), sie wurden große Erfolge und verbreiteten Della Maria’s Ruf auch jenseits der Alpen. Im Frühling 1796 kehrte der Komponist nach Frankreich zurück und ließ sich in Paris nieder. Dort traf er den Dichter Alexandre Duval. Die
beiden wurden Freunde und Duval schrieb verschiedene Libretti für Della Maria.

Kurz nach ihrer Bekanntschaft faßte Duval die Idee zu dem reizenden Einakter »Le prisonnier«, den er angeblich in wenigen Stunden schrieb, den Della Maria in acht
Tagen komponierte, und der den beiden bei der Uraufführung am 29. 1. 1798 einen wahren Triumph einbrachte. Die Interpretation war hervorragend, die »musique
chantante, brillante et facile« erweckte beim Publikum Begeisterung. Della Maria fühlte sich von der gefühlvollen damaligen Oper sehr angezogen. Man erzählt, er
habe eines Abends, als er kein Geld hatte und »La caverne« von Lesueur hören wollte, seine Weste am Eingang des Theaters Feydeau versteigert, um das für den
Eintritt notwendige Geld zu bekommen. Mit Erfolg paßte er sich dem Zeitgeschmack des Publikums an. Aber er erschöpfte seine Kräfte in zu stürmischem Schaffen.
Fünf Werke schrieb er allein 1798. »L’oncle valet« brachte ihm — am 9. 11. 1798 uraufgeführt — nochmals großen Erfolg. In den folgenden Jahren mußte er Mißerfolge erleben, sein letztes Stück kam beim Publikum nicht mehr an, es fehlte ihm an Einfällen. Am 7. 3. 1800 brach er in Paris auf offener Straße zusammen und verstarb am 9. 3. 1800.

Seine einfache Art, seine Originalität und sein verträglicher Charakter hatten ihm zahlreiche Freunde verschafft, die ihm Gastfreundschaft auf dem Lande anboten, damit er nach seinem Belieben schaffen konnte. Der Komponist Dalayrac hielt ihm die Trauerrede und sein Freund Duval errichtete ihm im Park seines Landhauses in Romainville ein Grabdenkmal.

In der Musikgeschichte heißt es zu Della Maria: Seine Werke verraten einen unleugbaren Reiz, der auf der Reinheit der Form und der Wahrheit des Ausdrucks beruht. In den vom gesprochenen Dialog eingeführten Intermezzi ist alles so angelegt, daß die Handlung ohne Monotonie weiterläuft. Man findet bei ihm Couplets — wie zum Beispiel aus »Le prisonnier« das Lied der Madame Belmont — die zum Gassenhauer wurden, neben gefühlsvollen Romanzen, dazwischen kleine muntere und geist-volle Rondeaus, die in frei behandelte Ensembles (Duette, Terzette, Quartette) eingeschoben sind. Della Maria’s Orchestrierungskunst enthüllt sich in den Ouvertüren. Sie sind ziemlich ausgedehnt, obwohl sie im allgemeinen nur einen Allegro-Satz bilden, dem zuweilen eine kurze langsame Einleitung vorausgeht. Der Mittelteil dieser kleinen Sinfonie moduliert stark, die Instrumentation ist verfeinert und farbenreich. Eine solche zugleich liebenswürdige und bewegende Musik mußte auf das Publi-kum der Revolutionsepoche, das an die düsteren Dramen Cherubinis, Lesueurs und Méhuls gewohnt war, wie ein erfrischender Quell wirken. Sie fand in Paris und allen europäischen Hauptstädten bis 1839 großen Beifall. In Wien stritten sich im Dezember 1798 zwei Theater um die Aufführung von »L’oncle valet«. Man hat Della Maria manchmal mit Dalayrac wegen seiner Fruchtbarkeit und mit Gretry wegen des klugen Aufbaus seiner Bühnenwerke verglichen. Zweifellos besitzt seine Musik weniger melodischen Reichtum als die Gretry’s, aber sein Stil ist moderner und sehr individuell.

Alexandre-Vincent-Pineu Duval

Duval wurde am 6. 4. 1767 als Sohn eines Anwalts in Rennes geboren. Er hatte noch nicht einmal seine Studien am Kolleg von Rennes abgeschlossen, als er von seinen Eltern die Erlaubnis erbettelte, als Freiwilliger in die Marine eintreten zu dürfen, um an den amerikanischen Freiheitskriegen teilzunehmen. Er verließ am 22.3. 1781 mit dem Schiff Brest und diente bis zum Friedensschluß auf dem anderen Kontinent. Nach seiner Rückkehr nach Frankreich trat er in das »Corps de ponts et chaussées« ein. Mit einigen Freunden, darunter der spätere General Moreau, führte er ein bewegtes Leben. Allmählich wuchs in ihm aber eine Neigung für das Theater. Er begann Salonkomödien zu schreiben. Als Sektretär einer Abordnung des Departements Bretagne gelangte er nach Paris. Als diese Abordnung 1788 nach
Rennes zurückkehrte, ging Duval nach Dieppe und arbeitete dort als Ingenieur, daneben studierte er an der Akademie Architektur. Nach Abschluß dieser Studien
erhielt er eine Anstellung bei der königlichen Domänenverwaltung. Doch auch diese Aufgaben konnten ihn nicht zufriedenstellen.

Im Juli 1789 trat Duval in ein Grafikbüro ein, dort zeichnete er Porträts von den Mitgliedern der Nationalversammlung. Als das Unternehmen in Konkurs ging, wechselte er zu einem Graveur und arbeitete dort an einer Serie von Reliefs. 1792 engagierte er sich mit anderen Künstlern in einer Freiwilligenkompanie im Krieg
gegen die Preußen. Nach Beendigung der kriegerischen Auseinandersetzungen kehrt er nach Paris zurück und geht endgültig zum Theater. 1793 bis 1794 wurde Duval
inhaftiert, weil er sich politisch mißliebig machte. Nach seiner Freilassung versuchte er sich als Schauspieler am Théâtre Française, erhielt aber wegen seiner Talent-
losigkeit nur kleine Rollen. Er versuchte es mit Theaterstücken und hatte endlich Erfolg. 1796 lernte er Della Maria kennen und schrieb für ihn unter anderem die Li-
bretti zu »Le prisonnier« und »L’oncle valet«. Schier endlos ist die Titelliste seiner Stücke. 1802 handelte er sich mit dem Stück »Edouard in Schottland« wieder poli-
tischen Ärger ein und zog es vor sich für einige Zeit in seine Heimatstadt Rennes zurückzuziehen. Da das politische Klima in Paris eine Rückkehr dorthin nicht ratsam
erscheinen ließ, reiste Duval nach Petersburg und ließ »Edouard« dort aufführen. Anschließend führten ihn seine Reisen durch Deutschland und die Schweiz. 1803
kehrte er nach Paris zurück und verabschiedete sich mit dem Stück »Wilhelm der Eroberer« vom Theater. Jetzt widmete er sich nur noch schriftstellerischen Tätigkei-
ten. Von 1822—1829 erschienen u. a. seine gesammelten Werke in neun Bänden. Seine Theaterstücke bereiteten soviel Schwierigkeiten, daß er sich 1815 entschloß,
sie nicht mehr aufführen zu lassen. Trotzdem fehlt es ihm nicht an Anerkennung und Ehrungen. Ab 1812 war Duval Mitglied der Akademie francaise. Bei der Juli-
Revolution 1830 wurde er zum Konservator der Bibliotheken des Arsenals bestimmt. Erst am 9. 1. 1842 starb der Dichter in Paris.

Er hinterließ Bühnenwerke ohne Neuerungen und mit wenig persönlichen Merkmalen, die aber das Publikum gewannen durch ihre Grazie und Leichtigkeit und das
geschickte Verknüpfen der Handlung.

Die Gesangspartien waren alles in allem erfreulich ausgewogen besetzt: Horst Vladar gefiel mit seinem prächtigen Baß, sein Spielwitz imponierte. Ulla Schwingels lyrisch schöner Sopran überzeugte ebenso wie der vielversprechende, weich intonierte Mezzosopran von Ursula T. Maxhofer, die in Neuburg erfolgreich debütierte. Jean Simon, Tenor, zeigte deutliche Aussprache und übertraf darin seinen Kollegen Richard Johns, der in der Höhe ein wenig eng wirkte, vieles jedoch durch sein schauspielerisches Temperament wettmachte. Siegfried Auer, Baß, und Heinrich Wladarsch in einer Sprechrolle fügten sich harmonisch in das Geschehen ein.
Georg Zettel leitete engagiert und umsichtig das Orchester des Akademischen Orchesterverbandes München, ein Ensemble, das sich überwiegend aus ehrgeizigen Amateuren zusammensetzt.

Anerkennung verdienen weiter Walter Heinemann, der die milieugerechten Bühnenbilder entwarf, Hartmut Hudezeck, der die musikalische Einstudierung besorgte, und die zahlreichen ehrenamtlich tätigen Mitarbeiter, ohne die eine solche Aufführung kaum zustande käme. Das Premierenpublikum geizte während des Handlungs-ablaufs nicht mit freudigem Beifall, der sich am Schluß nochmals steigerte.

Franz Hauk am 15.07.1981 in „Donaukurier, Ingolstadt“

In heimelig anmutenden Bühnenbildern von Walter Heinemann, gemütlichen Salons aus dem „Ancien régime“, siedelte Horst Vladar, Spielleiter und Spiritus rector der Neuburger Opernspiele, die Handlung an und animierte sein kleines, spielfreudiges Ensemble junger Sänger aus Heidelberg, Salzburg, Passau und Neuburg zu vergnüglichem Komödienspiel. Er selbst als resignierender Seemann und stattlicher Gouverneur bewährte wieder einmal seine besondere Eignung als stimmge-waltiger Spielbaß und einfallsreicher Spielführer, wobei rühmend zu erwähnen wäre, daß sein Ensemble durch klare Diktion in Sprache und Gesang sich rühmlich hervortat. Als temperamentvolle Liebhaber sangen und agierten die Tenöre Jean Simon (Dumont und Germain) und Richard Johns (Florvel und Blinval) sowie die charmant und wohllautend singenden jungen Frauen Ursula T. Maxhofer (Marie und Mad. Belmont) und Ulla Schwingel (Eva und Rosine). Siegfried Auer (Murville) und Heinrich Wladarsch (Wärter) stellten in Episodenrollen ihren Mann.

Am Pult des Akademischen Orchesterverbands München stand wie immer Georg Zettel, mit Erfolg um gute Harmonie mit der Bühne und farbiges Musizieren seiner jungen Instrumentalisten bemüht. Beifall nach allen Musiknummern und Blumen und Geschenke, als der Vorhang zum letztenmal gefallen war, belohnten das Ensemble für einen Abend komödiantischen und musikalischen Vergnügens, wie ihn Neuburgs Kammeroper Freunden und Liebhabern vergessener musikalischer Schätze seit nunmehr zwölf Jahren bereitet.

Dr. Karl Ganzer am 13.07.1981 in „Augsburger Allgemeine“

von D. della Maria – A. Duval

Der Arrestant (Le prisonnier – 1798)

Blinval

Richard Johns

Mme. Belmont

Ursula T. Maxhofer

Rosine

Ulla Schwingel

Gouverneur

Horst Vladar

Germain

Jean Simon

Murville

Siegfried Auer

Wärter

Heinrich Wladarsch

Musikalische Leitung

Georg Zettel

Hartmut Hudezeck

Bühnenbild

Walter Heinemann

Inszenierung

Horst Vladar

Produktionsassistenz

Annette Vladar

Orchester

Mitglieder des Akad. Orchesterverbandes München.

Der Arrestant

»Le prisonnier«

Madame Belmont hat beschlossen sich mit ihrem langjährigen Prozeßgegner Murville gütlich zu einigen. Obwohl sie ihn nur aus Briefen kennt, will sie ihn sogar zum Mann nehmen. Murvilles Diener Germain macht Madame seine Aufwartung um die Ankunft seines Herrn zu melden. Dessen Besuch in der Stadt gilt nicht nur seiner zukünftigen Gattin, er will beim Gouverneur des Gefängnisses ein gutes Wort für einen Freund einlegen, der wegen Subordination im Gefängnis einsitzen muß.

Dieser — Blinval — hat durch sein Zellenfenster Kontakt mit Madame Belmonts schöner Tochter Rosine aufgenommen. Die große Liebe ist entbrannt. Fluchtpläne werden ersonnen. Dabei entdeckt Blinval zufällig einen Geheimgang und gelangt ins Haus der beiden Damen. Der Diener Germain erkennt ihn, kann aber zu einem Komplott überredet werden: Blinval spielt Murville. Groß ist Rosines Überraschung als sie »ihren Gefangenen« im Haus als zukünftigen Stiefvater antrifft. Der falsche
Murville bringt große Verwirrung ins Haus bis endlich der echte Murville eintrifft. Er hat Blinvals Begnadigung erreichen können, alles klärt sich auf. Zwei glückliche Paare sinken sich in die Arme.

Pierre-Antoine-Dominique Della Maria

Am 14. Juni 1769 wurde Della Maria in Marseille geboren. Sein Vater war ein ausgezeichneter italienischer Mandolinenspieler, der in Marseille konzertierte und sich dort als Musiklehrer und Musikalienhändler niedergelassen hatte. Die Mutter, Marguerite Bertrand, war Französin. Bereits als kleiner Junge erhielt Pierre-Antoine-Dominique Gesangs- und Klavierunterricht bei einem Marseiller Lehrer, der Vater lehrte ihn Mandoline und Violine zu spielen. Später nahm er Unterricht für Harmonielehre und Kontrapunkt bei dem Pianisten und Komponisten Pierre Legrand, der seit 1780 Leiter des Orchesters des Grand Théâtre und der Société des
Concerts in Marseille war. Mit zehn Jahren fielen erstmals die Kompositionen des Knaben auf, mit achtzehn komponierte er eine Oper, die beim Publikum gut ankam. Sie ist leider verschollen. 1792 reiste Della Maria nach Italien, um seine Studien zu vervollständigen. Bei Paisiello studierte er die italienische Oper. In rascher Folge schrieb er sechs Opern in verschiedenen Städten (1792 Neapel, 1793 Triest, 1795 Vicenza und Venedig), sie wurden große Erfolge und verbreiteten Della Maria’s Ruf auch jenseits der Alpen. Im Frühling 1796 kehrte der Komponist nach Frankreich zurück und ließ sich in Paris nieder. Dort traf er den Dichter Alexandre Duval. Die
beiden wurden Freunde und Duval schrieb verschiedene Libretti für Della Maria.

Kurz nach ihrer Bekanntschaft faßte Duval die Idee zu dem reizenden Einakter »Le prisonnier«, den er angeblich in wenigen Stunden schrieb, den Della Maria in acht
Tagen komponierte, und der den beiden bei der Uraufführung am 29. 1. 1798 einen wahren Triumph einbrachte. Die Interpretation war hervorragend, die »musique
chantante, brillante et facile« erweckte beim Publikum Begeisterung. Della Maria fühlte sich von der gefühlvollen damaligen Oper sehr angezogen. Man erzählt, er
habe eines Abends, als er kein Geld hatte und »La caverne« von Lesueur hören wollte, seine Weste am Eingang des Theaters Feydeau versteigert, um das für den
Eintritt notwendige Geld zu bekommen. Mit Erfolg paßte er sich dem Zeitgeschmack des Publikums an. Aber er erschöpfte seine Kräfte in zu stürmischem Schaffen.
Fünf Werke schrieb er allein 1798. »L’oncle valet« brachte ihm — am 9. 11. 1798 uraufgeführt — nochmals großen Erfolg. In den folgenden Jahren mußte er Mißerfolge erleben, sein letztes Stück kam beim Publikum nicht mehr an, es fehlte ihm an Einfällen. Am 7. 3. 1800 brach er in Paris auf offener Straße zusammen und verstarb am 9. 3. 1800.

Seine einfache Art, seine Originalität und sein verträglicher Charakter hatten ihm zahlreiche Freunde verschafft, die ihm Gastfreundschaft auf dem Lande anboten, damit er nach seinem Belieben schaffen konnte. Der Komponist Dalayrac hielt ihm die Trauerrede und sein Freund Duval errichtete ihm im Park seines Landhauses in Romainville ein Grabdenkmal.

In der Musikgeschichte heißt es zu Della Maria: Seine Werke verraten einen unleugbaren Reiz, der auf der Reinheit der Form und der Wahrheit des Ausdrucks beruht. In den vom gesprochenen Dialog eingeführten Intermezzi ist alles so angelegt, daß die Handlung ohne Monotonie weiterläuft. Man findet bei ihm Couplets — wie zum Beispiel aus »Le prisonnier« das Lied der Madame Belmont — die zum Gassenhauer wurden, neben gefühlsvollen Romanzen, dazwischen kleine muntere und geist-volle Rondeaus, die in frei behandelte Ensembles (Duette, Terzette, Quartette) eingeschoben sind. Della Maria’s Orchestrierungskunst enthüllt sich in den Ouvertüren. Sie sind ziemlich ausgedehnt, obwohl sie im allgemeinen nur einen Allegro-Satz bilden, dem zuweilen eine kurze langsame Einleitung vorausgeht. Der Mittelteil dieser kleinen Sinfonie moduliert stark, die Instrumentation ist verfeinert und farbenreich. Eine solche zugleich liebenswürdige und bewegende Musik mußte auf das Publi-kum der Revolutionsepoche, das an die düsteren Dramen Cherubinis, Lesueurs und Méhuls gewohnt war, wie ein erfrischender Quell wirken. Sie fand in Paris und allen europäischen Hauptstädten bis 1839 großen Beifall. In Wien stritten sich im Dezember 1798 zwei Theater um die Aufführung von »L’oncle valet«. Man hat Della Maria manchmal mit Dalayrac wegen seiner Fruchtbarkeit und mit Gretry wegen des klugen Aufbaus seiner Bühnenwerke verglichen. Zweifellos besitzt seine Musik weniger melodischen Reichtum als die Gretry’s, aber sein Stil ist moderner und sehr individuell.

Alexandre-Vincent-Pineu Duval

Duval wurde am 6. 4. 1767 als Sohn eines Anwalts in Rennes geboren. Er hatte noch nicht einmal seine Studien am Kolleg von Rennes abgeschlossen, als er von seinen Eltern die Erlaubnis erbettelte, als Freiwilliger in die Marine eintreten zu dürfen, um an den amerikanischen Freiheitskriegen teilzunehmen. Er verließ am 22.3. 1781 mit dem Schiff Brest und diente bis zum Friedensschluß auf dem anderen Kontinent. Nach seiner Rückkehr nach Frankreich trat er in das »Corps de ponts et chaussées« ein. Mit einigen Freunden, darunter der spätere General Moreau, führte er ein bewegtes Leben. Allmählich wuchs in ihm aber eine Neigung für das Theater. Er begann Salonkomödien zu schreiben. Als Sektretär einer Abordnung des Departements Bretagne gelangte er nach Paris. Als diese Abordnung 1788 nach
Rennes zurückkehrte, ging Duval nach Dieppe und arbeitete dort als Ingenieur, daneben studierte er an der Akademie Architektur. Nach Abschluß dieser Studien
erhielt er eine Anstellung bei der königlichen Domänenverwaltung. Doch auch diese Aufgaben konnten ihn nicht zufriedenstellen.

Im Juli 1789 trat Duval in ein Grafikbüro ein, dort zeichnete er Porträts von den Mitgliedern der Nationalversammlung. Als das Unternehmen in Konkurs ging, wechselte er zu einem Graveur und arbeitete dort an einer Serie von Reliefs. 1792 engagierte er sich mit anderen Künstlern in einer Freiwilligenkompanie im Krieg
gegen die Preußen. Nach Beendigung der kriegerischen Auseinandersetzungen kehrt er nach Paris zurück und geht endgültig zum Theater. 1793 bis 1794 wurde Duval
inhaftiert, weil er sich politisch mißliebig machte. Nach seiner Freilassung versuchte er sich als Schauspieler am Théâtre Française, erhielt aber wegen seiner Talent-
losigkeit nur kleine Rollen. Er versuchte es mit Theaterstücken und hatte endlich Erfolg. 1796 lernte er Della Maria kennen und schrieb für ihn unter anderem die Li-
bretti zu »Le prisonnier« und »L’oncle valet«. Schier endlos ist die Titelliste seiner Stücke. 1802 handelte er sich mit dem Stück »Edouard in Schottland« wieder poli-
tischen Ärger ein und zog es vor sich für einige Zeit in seine Heimatstadt Rennes zurückzuziehen. Da das politische Klima in Paris eine Rückkehr dorthin nicht ratsam
erscheinen ließ, reiste Duval nach Petersburg und ließ »Edouard« dort aufführen. Anschließend führten ihn seine Reisen durch Deutschland und die Schweiz. 1803
kehrte er nach Paris zurück und verabschiedete sich mit dem Stück »Wilhelm der Eroberer« vom Theater. Jetzt widmete er sich nur noch schriftstellerischen Tätigkei-
ten. Von 1822—1829 erschienen u. a. seine gesammelten Werke in neun Bänden. Seine Theaterstücke bereiteten soviel Schwierigkeiten, daß er sich 1815 entschloß,
sie nicht mehr aufführen zu lassen. Trotzdem fehlt es ihm nicht an Anerkennung und Ehrungen. Ab 1812 war Duval Mitglied der Akademie francaise. Bei der Juli-
Revolution 1830 wurde er zum Konservator der Bibliotheken des Arsenals bestimmt. Erst am 9. 1. 1842 starb der Dichter in Paris.

Er hinterließ Bühnenwerke ohne Neuerungen und mit wenig persönlichen Merkmalen, die aber das Publikum gewannen durch ihre Grazie und Leichtigkeit und das
geschickte Verknüpfen der Handlung.

Die Gesangspartien waren alles in allem erfreulich ausgewogen besetzt: Horst Vladar gefiel mit seinem prächtigen Baß, sein Spielwitz imponierte. Ulla Schwingels lyrisch schöner Sopran überzeugte ebenso wie der vielversprechende, weich intonierte Mezzosopran von Ursula T. Maxhofer, die in Neuburg erfolgreich debütierte. Jean Simon, Tenor, zeigte deutliche Aussprache und übertraf darin seinen Kollegen Richard Johns, der in der Höhe ein wenig eng wirkte, vieles jedoch durch sein schauspielerisches Temperament wettmachte. Siegfried Auer, Baß, und Heinrich Wladarsch in einer Sprechrolle fügten sich harmonisch in das Geschehen ein.
Georg Zettel leitete engagiert und umsichtig das Orchester des Akademischen Orchesterverbandes München, ein Ensemble, das sich überwiegend aus ehrgeizigen Amateuren zusammensetzt.

Anerkennung verdienen weiter Walter Heinemann, der die milieugerechten Bühnenbilder entwarf, Hartmut Hudezeck, der die musikalische Einstudierung besorgte, und die zahlreichen ehrenamtlich tätigen Mitarbeiter, ohne die eine solche Aufführung kaum zustande käme. Das Premierenpublikum geizte während des Handlungs-ablaufs nicht mit freudigem Beifall, der sich am Schluß nochmals steigerte.

Franz Hauk am 15.07.1981 in „Donaukurier, Ingolstadt“

In heimelig anmutenden Bühnenbildern von Walter Heinemann, gemütlichen Salons aus dem „Ancien régime“, siedelte Horst Vladar, Spielleiter und Spiritus rector der Neuburger Opernspiele, die Handlung an und animierte sein kleines, spielfreudiges Ensemble junger Sänger aus Heidelberg, Salzburg, Passau und Neuburg zu vergnüglichem Komödienspiel. Er selbst als resignierender Seemann und stattlicher Gouverneur bewährte wieder einmal seine besondere Eignung als stimmge-waltiger Spielbaß und einfallsreicher Spielführer, wobei rühmend zu erwähnen wäre, daß sein Ensemble durch klare Diktion in Sprache und Gesang sich rühmlich hervortat. Als temperamentvolle Liebhaber sangen und agierten die Tenöre Jean Simon (Dumont und Germain) und Richard Johns (Florvel und Blinval) sowie die charmant und wohllautend singenden jungen Frauen Ursula T. Maxhofer (Marie und Mad. Belmont) und Ulla Schwingel (Eva und Rosine). Siegfried Auer (Murville) und Heinrich Wladarsch (Wärter) stellten in Episodenrollen ihren Mann.

Am Pult des Akademischen Orchesterverbands München stand wie immer Georg Zettel, mit Erfolg um gute Harmonie mit der Bühne und farbiges Musizieren seiner jungen Instrumentalisten bemüht. Beifall nach allen Musiknummern und Blumen und Geschenke, als der Vorhang zum letztenmal gefallen war, belohnten das Ensemble für einen Abend komödiantischen und musikalischen Vergnügens, wie ihn Neuburgs Kammeroper Freunden und Liebhabern vergessener musikalischer Schätze seit nunmehr zwölf Jahren bereitet.

Dr. Karl Ganzer am 13.07.1981 in „Augsburger Allgemeine“
Neuburger Kammeroper