Die Geschichte von der launischen Prinzessin
(La donna di genio volubile – 1791)
von M. A. Portugal – G. Bertati
Die launische Prinzessin
Ulrike Jöris
Finessa, ihre Zofe
Ulrike Deschler
Graf von Klingberg
Hans-Jörg Bock
Ritter von Hieb
Horst Vladar
Freiherr von Lerchental
Hartmut op der Beck
Edler von Schwung
Michael Nelle
Grete, Gärtnerin
Veronika Verebély
Peter, Bauer
Günter Kiefer
Musikalische Leitung
Rainer Baum
Stefan Klingele
Inszenierung
Horst Vladar
Bühnenbild
Walter Heinemann
Orchester
Mitglieder des Akad. Orchesterverbandes München
Erster Akt
Wieder einmal von der launischen Prinzessin vertröstet, klagen die vier exaltierten Kavaliere Graf von Klingberg, Ritter von Hieb, Freiherr von Lerchental und Edler von Schwung der Zofe Finessa ihr Leid. Doch auch diese findet für sie nur Spott.
Dem Bauer Peter ist die Anwesenheit der liebestollen Kavaliere ein Dorn im Auge. Um seine geliebte Grete vor ihnen zu schützen, will er auf der Stelle heiraten. Dazu wollen sie die Zustimmung der Prinzessin erbitten. Die Prinzessin hat ihre Verehrer wieder um sich versammelt. Sie erklärt, ihre Wahl von der Beantwortung einer Gewissensfrage abhängig machen zu wollen, verschiebt allerdings nach den Antworten die Wahl ein weiteres Mal. Verwirrt zurückgelassen, meinen die Freier nun, abreisen zu müssen. Die Prinzessin ist über ihre Launenhaftigkeit selbst unglücklich und versucht, das Geheimnis der beständigen Liebe zwischen Peter und Grete, die gerade ihre Bitte vorbringen, zu ergründen. Sie schickt Grete weg, und Peter soll so tun, als ob die Prinzessin sein Liebchen wäre. Seine unverblümte, derbe Redensart
schiebt sie zunächst auf sein Äußeres und läßt ihn vornehm einkleiden. Die Kavaliere, die sich verabschieden kommen, sind über den neuen Favoriten ebenso empört wie Grete. Peter findet keine Gelegenheit, ihr die Situation zu erklären. So endet der erste Akt in einem Trubel der Mißverständnisse und Beleidigungen.
Zweiter Akt
Die unglückliche Grete beklagt die Treulosigkeit der Männer. Die Kavaliere haben sich Peter vorgeknüpft. Nur das Erscheinen der Prinzessin rettet ihn. Mit Hilfe der Musik will sie in einem neuen Versuch das Geheimnis wahrer Liebe erforschen. Auch dieser Versuch mißlingt zunächst, doch bei einem kunstvollen Duett stellt sich endlich Erfolg ein. Allerdings bemerkt die Prinzessin erst am Ende, daß Graf von Klingberg an Peters Stelle getreten ist. Gerade will sie sich nun für den Grafen entscheiden, da bringt das Eintreten der übrigen Kavaliere ihren Entschluß wieder ins Wanken. – Durch Finessa läßt die Prinzessin wieder einmal eine endgültige Entscheidung ankündigen. – Finessa gelingt es, Grete und Peter zu versöhnen. Die vier adligen Verehrer erfahren, daß die Prinzessin entschlossen sei, unverheiratet zu bleiben. Die Aussichtslosigkeit macht die Verliebten total verrückt. Ein Anflug von Gesundung zeigt sich erst, als die launische Prinzessin erklärt, sie werde vielleicht doch den nehmen, der zuerst genesen sein wird. Sicher bleibt aber auch dann alles beim alten.
Marcos Antonio da Fonseca Portugal
den man auch unter dem italienischen Namen Marc’ Antonio Portogallo kennt, wurde am 24. März 1762 in Lissabon geboren. Da Fonseca (Joaquina Teresa) war der Name seiner Mutter. 1771 trat er in das Seminario da Patriarcal ein, wo er auch in Komposition, Gesang und Orgel unterrichtet wurde. Mit vierzehn Jahren schrieb er sein erstes Werk – ein “Miserere”. Er komponierte u. a. für die königliche Kapelle in Queluz und war schon Sänger und Organist am Seminario, als man ihn 1783 in die St. Cecilia-Brüderschaft aufnahm. Als er 1785 Musikmeister des Teatro do Salitre wurde, schrieb er zu einigen original portugiesischen oder aus dem Italienischen übersetzten Texten die Musik und wurde dadurch so bekannt, daß man ihn 1792 mit einem königlichem Stipendium nach Italien schickte. Er ließ sich in Neapel nieder. Zwischen 1793 und 1799 wurden etwa 20 seiner Opern in verschiedenen Städten Italiens aufgeführt. Wahrend die meisten Biografen Venedig und das Jahr 1796 für die Uraufführung von “La donna di genio volubile” angeben, nennt der Portugiese Joaquin de Vasconcellos Parma und 1791. Einige seiner Opern wurden in den folgenden Jahren auch in Dresden, Wien, Paris, Hamburg, Petersburg und Berlin aufgeführt. So wurde sein Name in ganz Europa bekannt.
1800 kehrte Portugal nach Lissabon zurück. Man ernannte ihn sofort zum Kapellmeister der kgl. Kapelle und des Teatro de S. Carlos, wo wieder einige seiner Werke zur Uraufführung kamen. Das Finale seiner Kantate “La speranza” (1809) wurde bis 1834 zur Nationalhymne. Als 1807 die kgl. Familie vor den Franzosen nach
Brasilien ins Exil ging, mußte er zunächst für Napoleon arbeiten, schlug aber einige Angebote aus und folgte 1811 mit seinem Bruder Simao, einem Kirchenkom-ponisten, König Johann VI. nach Rio de Janeiro, wo er auch seine kgl. Ämter wieder übernahm. Es wurden von ihm sowohl einige ältere als auch neue Opern im
neugegründeten kgl. Theater aufgeführt. Obwohl er – oft zum Nachteil von lokalen Musikern – in Rio eine Art musikalische Diktatur ausübte, trug er viel zum Glanz des Königshofes bei. Nach zwei Schlaganfällen (1811 und 1817) war er 1821 nicht mehr in der Lage, mit dem kgl. Hof nach Lissabon zurückzukehren. So wurde er noch Zeuge der Unabhängigkeitserklärung Brasiliens, wozu er eine Hymne schuf, die am 12. Oktober 1822 uraufgeführt wurde. Er schrieb nun aber vor allemkirchenmusi-kalische Werke. Am 7. Februar 1830 erlag er in Rio de Janeiro seinem dritten Schlaganfall.
Er schrieb etwa 35 italienische, 21 portugiesische Opern und über 100 kirchliche Werke. Die Musikgeschichtsschreibung nennt ihn den bedeutendsten Komponisten seines Landes.
Giovanni Bertati
der Librettist wurde am 10. Juli 1735 in Martellago/Treviso geboren. Bis 1769 schrieb er für das Teatro San Moise in Venedig etwa 45 Libretti und war damit der meistbeschäftigte Textdichter der venezianischen Theater.
Ab 1770 arbeitete er in Wien mehrfach für Baldassare Galuppi – von dem die NKO 1989 die Oper “Die Frauen an der Macht” aufführte – und war hier von 1790 bis 1794 Hofdichter. Unter anderen entstanden hier Libretti für Fl. Gassmann (NKO 72), Salieri, Weigl, Traetta, Anfossi, Paisiello, Naumann, Guglielmi, Paer, Süßmayr und sein berühmtestes: “Il matrimonio segreto” für D.Cimarosa. Er dichtete für Giuseppe Gazzaniga “Don Giovanni tenerio”, den Vorläufer der Mozart-Oper. Da Ponte, sein Nachfolger als Hofdichter, MozartsLibrettist, “beutete den ‘matrimonio-Textdichter’ Giovanni Bertati unge- niert aus“. (Ulrich Schreiber, Die Kunst der Oper). Für M.A.Portugal, für den er noch ein weiteres Librettoverfaßte, schrieb er 1791 “La donna di genio volubile” – in unserer Fassung “Die Geschichte von der
launischen Prinzessin”. Bertati starb 1815 in Venedig.
„Portugals Musik, das animierte Spiel eines prächtig aufgelegten Ensembles hatten alle verzaubert.“
(Augsburger AZ, 23.7.90)
„Die launische Prinzessin feierte in Vladars amüsanter Inszenierung voll spritzig zupackendem Spielwitz ihre fröhliche Wiederauferstehung. Vielleicht gelang gar, so möchte man fragen, die Rückgewinnung eines spielbaren Werkes.“
(Opernwelt IX/90)