Eine Stunde verheiratet und Haus zu verkaufen

53. Produktion im Stadttheater Neuburg/Donau im Juli 2021

„Eine Stunde verheiratet“

(Une heure de mariage)

Opéra comique in einem Akt

Libretto von Charles-Guillaume Étienne (* 1777 in Chamouilley; † 1845 in Paris)

und

„Haus zu verkaufen“

(Maison à vendre)

Opéra comique in einem Akt

Libretto von Alexandre Duval (* 1767 in Rennes; † 1842 in Paris)

Musik von

Nicolas Dalayrac

(* 1753 in Muret; † 1809 in Paris)

Marcé

Michael Hoffmann

Germeuil, Mann von Elise

Lawrence Halksworth

Saint-Ange, Freund

Goran Cah

Elise, Frau von Germeuil

Da-yung Cho

Constance, Freundin von Elise

Denise Felsecker

Mme. Dorval

Denise Felsecker

Jeanne, deren Nichte

Da-yung Cho

Ferville, Nachbar

Horst Vladar

Versac, Dichter

Goran Cah

Dermont, Komponist

Lawrence Halksworth

Musikalische Leitung

Alois Rottenaicher

Inszenierung

Horst Vladar

(Eine Stunde verheiratet)

Michael Hoffmann

(Haus zu verkaufen)

Bühnenbild

Michele Lorenzini

Korrepetition

Su-Jin Kim

„Eine Stunde verheiratet“

Libretto von Charles-Guillaume Étienne (* 1777 in Chamouilley; † 1845 in Paris)

und

„Haus zu verkaufen“

Libretto von Alexandre Duval (* 1767 in Rennes; † 1842 in Paris)

Musik von

Nicolas Dalayrac

(* 1753 in Muret; † 1809 in Paris)

Pressestimmen zu unserer Produktion 2021:

Was die Stimmqualitäten angeht, ist die Kammeroper reich aufgestellt. Da-yung Cho als Elise und später als Jeanne präsentiert saubere Koloraturen in den Höhen. Denise Felsecker in den Figuren Constance und Madame Dorval zeigt als Mezzosopranistin warme Konturen in den tieferen Lagen – beide ergänzen sich gut. Das tut das Ensemble im Allgemeinen, das am stärksten ist, wenn viele Akteurinnen und Akteure auf der Bühne ineinanderstim- men. Unterstützt wird es hier von einem Orchesterteppich, der coronabedingt etwas feiner gewebt ist als sonst: zehn Musikerinnen und Mu- siker unter der Leitung von Alois Rottenaicher. Trotzdem funktioniert es wunderbar.

Und so bleiben die Inszenierungen nichts schuldig von dem, was man von der Operngestaltung erwarten darf. Eine eindrucksvolle Leistung, die letztlich den Vladars, Horst und Annette Vladar, zu verdanken ist, die die Kammeroper in der inzwischen 53. Produktion realisieren.

ELISA􏰀MADELEINE GLÖCKNER in „Neuburger Rundschau“ am 26. JULI 2021

 

Alle Darsteller in diesem Einakter spielen ihre Rolle sehr komödiantisch, was gewiss der Regieführung von Horst Vladar, der Seele der Neuburger Kammeroper, zu verdanken ist. Als De Marcé, Onkel von Germeuil, brillierte der Bariton Michael Hoffmann von der ersten bis zur letzten Szene – sowohl schauspielerisch wie auch gesanglich. Ihm ebenbürtig in der Rolle des Neffen der Tenor Lawrence Halksworth, der sowohl stimmlich wie darstellerisch voll überzeugte. Die Rolle der Elise, der Frau von Germeuil, wurde von der in Wien geborenen koreanischen Sopranistin Da-yung Cho sehr komödiantisch gespielt und blendend gesungen. Ihre Freundin Constance wurde von der Mezzosopranistin Denise Felsecker dargestellt, die bereits des Öfteren bei der Neuburger Kammeroper im Einsatz war. Wie immer trat sie sehr selbstsicher auf, war in der Darstellung ihrer Rolle vielseitig und stimmlich exzellent. Auch der kroatische Tenor Goran Cah – ebenfalls ein „alter Bekannter“ in Neuburg – überzeugte in der Rolle als Saint-Ange in jeder Szene – sowohl als Schürzenjäger wie auch als Betrogener, der seine Wut über die Frauen an seiner Umgebung auslässt.

Auch in dieser Opéra comique, deren Inszenierung Michael Hoffmann vornahm, agierte das Sängerensemble sehr komödiantisch. Die Rolle der  Hausbesitzerin Mme. Dorval wird von der Mezzosopranistin Denise Felsecker köstlich gespielt und auch erstklassig gesungen. Ebenso ihre Nichte Jeanne von der koreanischen Sopranistin Da-yung Cho.  Die Sprechrolle des Nachbarn Ferville hatte Horst Vladar übernommen. Er ist und bleibt eine großartige Bühnenpersönlichkeit. Den schwermütigen Komponisten gab der Tenor Lawrence Halksworth auf sehr humorvolle Weise, während in der Rolle des Dichters und Hauskäufers Versac der kroatische Tenor Goran Cah neuerlich sowohl schauspielerisch wie stimmlich brillierte.

Für die ansprechenden und originellen Bühnenbilder in beiden Opern sorgte Michele Lorenzini. Der gebürtige Mailänder arbeitet seit dem Jahr 2004 als freischaffender Bühnen- und Kostümbildner. Bei der Neuburger Kammeroper sprang er 2014 kurzfristig ein und  erstellt seither die Bühnenbilder. Für die technische Leitung und für die Beleuchtung zeichneten Bernhard Kugler und Mario Liesler verantwortlich, für die Korrepetition Su-Jin Kim. Die Produktionsassistenz hatte Annette Vladar inne.

Das elfköpfige Kammerorchester bestand aus Mitgliedern des Orchesters des Akademischen Orchesterverbandes München, die musikalische Leitung hatte wieder Alois Rottenaicher inne, der schon seit mehr als 20 Jahren der musikalische Leiter der Neuburger Kammeroper ist. Es gelang ihm wunderbar, die reizvolle Partitur des Komponisten in allen Facetten und Nuancen  wiederzugeben. Schon die Ouvertüren der beiden Einakter fanden begeisterte Zustimmung beim Publikum, das den Sängerinnen und Sängern immer wieder Szenenapplaus spendete und am Schluss der etwa zweistündigen Vorstellung minutenlang applaudierte. Man darf gespannt sein, welche Raritäten das Ehepaar Annette und Horst Vladar den interessierten Opernbesuchern im nächsten Jahr bieten wird.

Udo Pacolt in: Online Merker  onlinemerker.com

 

Horst Vladar vertraut in seiner Inszenierung auf die Komik der Vorlage und den Spielwitz seines Ensembles und bleibt der Vorlage in jeder Hinsicht treu. Michele Lorenzini deutet das Landhaus des Onkels mit wenigen Bühnenelementen und einem Prospekt im Hintergrund an, das eine pittoreske Landidylle zeigt. Über den Torbögen prangen Geweihe, die die Jagdlust des Onkels unterstreichen. Die opulenten Kostüme passen wunderbar in die Zeit, in der die Geschichte spielt. Michael Hoffmann gestaltet den Onkel De Marcé mit viel Humor. Mit großer Komik spielt er die angeblichen Leiden des alten Mannes aus, der davon ausgeht, bald sterben zu müssen, ohne dass es irgendwelche wirklichen Anzeichen dafür gibt. Da er ständig zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort auftaucht, gefährdet er den Plan der jungen Leute. Da-yung Cho und Lawrence Halksworth geben ihr Debüt an der Neuburger Kammeroper als frisch verheiratetes Ehepaar Elise und Germeuil. Cho begeistert mit mädchenhaftem, unschuldigem Spiel und leuchtendem Sopran, der in den Höhen glasklar strahlt. Halksworth verfügt in der Mittellage über einen kräftigen Tenor und spielt den jungen Ehemann mit großer Leidenschaft. Denise Felsecker stattet Elises Freundin Constance mit einem satten Mezzosopran aus und gefällt mit kokettem Spiel. Sie zeigt sich zunächst sehr siegessicher, bis plötzlich Saint-Ange auftaucht. Goran Cah verleiht dem Schwerenöter mit sauber ausgesungenen Höhen den tenoralen Schmelz, den die Rolle braucht. Herrlich streitet er sich mit Felsecker, wenn sie sich beide für untreu halten, und mit großem spielerischen Charme versucht er sofort sein Glück bei Elise, die ihn jedoch brüsk abweist. Im Ohr bleibt vor allem das Finale, das vom Ensemble gut umgesetzt wird. Zum Ende werden drei Bilderrahmen aus dem Schnürboden herabgelassen, hinter denen sich die beiden Paare (rechts und links) und der Onkel (in der Mitte) als Portrait aufstellen.

Im zweiten Einakter tauschen Michael Hoffmann und Horst Vladar gewissermaßen die Rollen. Während Vladar den geizigen Nachbarn mimt, übernimmt Hoffmann die Regie und beweist ein ebenso gutes Händchen wie Vladar im ersten Einakter. Das Haus, das verkauft werden soll, wird auf der linken Bühnenseite durch ein Holzgerüst angedeutet, das mit grünem Tüll bedeckt ist. Im Hintergrund sieht man die ländliche Idylle auf einem Prospekt. Da-yung Cho und Lawrence Halksworth übernehmen erneut das Liebespaar. Wie im ersten Teil punktet Cho mit strahlendem Sopran und lieblichem Spiel. Im Ohr bleibt vor allem ein Duett zwischen dem Komponisten Dermont und dem Dichter Versac. Goran Cah stattet den geschäftstüchtigen Dichter mit höhensicherem Tenor aus und überzeugt durch humorvolles Spiel. Da schadet es auch nicht, dass er Mme. Dorval zunächst einen Brief seines Onkels übergibt, in dem dieser droht, ihn zu enterben, wenn er sich nicht einen „vernünftigen“ Beruf suchen werde. Doch das Glück ist ihm hold, und so schafft er es das Haus zu kaufen und weiterzuverkaufen, ohne auch nur je einen Franc in der Tasche zu haben. Denise Felsecker stattet die Mme. Dorval mit vollem Mezzosopran aus, so dass es auch am Ende des zweiten Einakters großen Beifall für alle Beteiligten gibt, gefolgt von einem Dank der Stadt Neuburg an Horst und Annette Vladar für ihren unermüdlichen Einsatz, diese Aufführung trotz der immer noch geltenden Corona-Auflagen möglich gemacht zu haben.

Thomas Molke bei; www.omm.de

Neuburger Kammeroper