Theatralische Abenteuer
52. Produktion im Stadttheater Neuburg/Donau im Juli 2020
Die Neuburger Kammeroper konnte die vorgesehenen Termine einhalten. Doch ergaben sich natürlich Änderungen. Die ursprünglich geplante Oper „Eine Rosskur“ von L. Ricci wurde ersetzt: Mit dem selben, bereits seit langem engagierten Solistenensemble spielten wir dafür:
„Theatralische Abenteuer“
Zu diesem Werk hat J. W. von Goethe mit seinem Schwager Chr. A. Vulpius für das Weimarer Hoftheater 1791 das Libretto geschrieben und dazu
Musik von D. Cimarosa und W. A. Mozart
zusammengestellt. Die komische Oper bringt Probleme eines Opernbetriebes mit Streitereien der Primadonnen, Komponisten, Librettisten und des Theaterdirektors auf die Bühne.
Fanfarone, Direktor einer Schauspielertruppe
Joachim Herrmann
Scribaccio, Theaterdichter
Patrick Ruyters
Polidoro, Musikdirektor und Komponist
Goran Cah
Fiora d’Esperanza, Sängerin
Ines Vinkelau
Valora d’Abruzzo, Sängerin
Denise Felsecker
Raffina Spumante, Sängerin
Laura Faig
Orestes, Theaterfaktotum
Horst Vladar
Es singt und spielt
der Chor der Neuburger Kammeroper
Orchester
Mitglieder des Orchester des Akademischen Orchesterverbandes e. V. München
Musikalische Leitung
Alois Rottenaicher
Bühnenbild
Michele Lorenzini
Korrepetition
Su-Jin Kim
Inszenierung
Horst Vladar
Produktionsassistenz
Annette Vladar
Die Theatertruppe des Direktors Fanfarone bereitet eine neue Oper vor. Er hat Mühe sich den Forderungen und Wünschen seiner Sängerinnen Valora und Raffina zu erwehren, während der Musikdirektor Polidoro an der geplanten Oper arbeitet. Noch wartet man auf eine neue Sängerin, die der Theaterdichter Scribaceio gerade holt. Das Theaterfaktotum Orestes kündigt die Ankunft dieser Sängerin Fiora d’Esperanza an, die von der Fortsetzung ihrer Karriere träumt. Enthusiastisch heißt sie Fanfarone willkommen. Die rivalisierenden Damen versuchen mit allen Mitteln in der neuen Oper vorteilhafte Partien zu ergattern.
Die Gesellschaft trifft sich, um vom Theaterdichter die neue Oper vorgestellt zu bekommen. Dabei entdecken Fiora und Polidoro, dass sie sich von früher kennen. Trotz gegenseitiger Enttäuschungen, die sie sich vorzuwerfen haben, beherrschen sie sich zunächst. Sie haben aber vor, das Ensemble baldigst zu verlassen. Scribaccio erklärt seine neue Oper und wird verlacht. Alles droht ein Fiasko zu werden.
Der Dichter aber hat ein Problem: Er hat sich in die „Neue“ verliebt. Polidoro stellt ihn deswegen zur Rede und zwingt ihn – auch mittels Schuldenerlass — herauszu-finden, wie Fiora, mit der er zu einer Aussprache verabredet ist, die Lage sieht. Es kommt zu heftigen Szenen, in denen alle versuchen aus der etwas verfahrenen Sache für sich das Beste herauszuholen, doch letztendlich siegen der Verstand und die Liebe zur Kunst, und alles versöhnt sich. Die neue Oper kann starten. Die allgemeine Freude ist groß!
Wolfgang Amadeus Mozart
(1756 in Salzbug – 1791 in Wien) Mit gerade einmal sechs Jahren geht der kleine Mozart auf große Reisen durch Westeuropa – von Deutschland, Belgien und Frankreich bis nach London. In Italien soll er sein musikalisches Können weiterentwickeln. Seine Jugend verbringt Mozart als Konzertmeister der Salzburger Hofmu-sik. Die vergebliche Suche nach anderer Anstellung führt ihn nach Italien, Wien und München. Nach der Uraufführung des „Idomeneo“ Anfang Juni 1781 in München überwirft sich Mozart mit seinem Arbeitgeber, dem Erzbischof, und versucht sich in Wien als freischaffender Künstler, Opernkomponist und Lehrer. Kurz nach der Ur-aufführung der „Zauberflöte“ im Freihaustheater in Wien erkrankt Mozart und stirbt am 5. Dezember 1791 im Alter von 35 Jahren.
Nach: https://www.salzburg.info/de/salzburg/mozartstadt/wolfgang-amadeus-mozart
Domenico Cimarosa
(1749 in Aversa – 1801 in Venedig) Nach seinem Studium in Neapel, wo u. a. Niccolö Piccinni und Antonio Sacchini seine Lehrer waren, begann er dort seine Karriere
am Teatro dei Fiorentini. 1774 wurde er nach Rom eingeladen, arbeitete 1781/82 in Venedig, lebte zeitweise in Rom, zeitweise in Neapel, aber vor allem in Florenz. Doch wurde „L’Impresario in angustie“ („Der Theaterdirektor in Nöten“) 1786 in Neapel uraufgeführt. 1787 ging Cimarosa auf Einladung der Zarin Katharina Il. nach Sankt Petersburg, 1791 auf Einladung von Kaiser Leopold II. als Nachfolger A. Salieris nach Wien, kehrte aber 1793 nach Neapel zurück, wo seine wohl bekannteste Oper „Il matrimonio segreto“ („Die heimliche Ehe“) mit großem Beifall aufgenommen wurde. Während der Besetzung Neapels durch die Truppen der Französischen Republik nahm Cimarosa Kompositionsaufträge der neuen Machthaber an, weswegen er bei der Rückkehr der Bourbonen zum Tode verurteilt wurde. Durch Interven-tion einflussreicher Bewunderer wurde seine Verurteilung in eine Verbannung gemildert, so dass er Neapel verlassen musste. Aber seine Gesundheit war gebrochen, und nach langem Leiden starb er 1801 in Venedig.
Nach: https://de.wikipedia.org/wiki/Domenico_Cimarosa
An dem Werk haben 4 Librettisten gearbeitet:
Johann Gottlieb Stephanie d. J. (1741 in Breslau — 1800 in Wien), ein Schauspieler und Dramatiker schrieb für Mozart die Libretti zu „Die Entführung aus dem Serail“ und „Der Schauspieldirektor“.
Giuseppe Maria Diodati (dessen Lebensdaten nicht bekannt sind)
war von 1786 — 98 Librettist am Teatro Nuovo in Neapel, wo er für
Cimarosa das Libretto zu „L’Impresario in angustie“ schrieb.
Christian August Vulpius (1762 in Weimar – 1827 ebenda), der Schwager von Goethe, war eigentlich Registrator der Bibliothek in Weimar, aber dort auch am Theater als Librettist und Bearbeiter tätig. Vermutlich verhalf ihm Goethe zu dem Auftrag, die „Theatralische Abenteuer“ für das Theater einzurichten.
Johann Wolfgang von Goethe (1749 in Frankfurt – 1832 in Weimar) gilt als einer der bedeutendsten Schöpfer deutschsprachiger Dichtung. Von einer seiner Italienreisen brachte er mehrere Cimarosa-Opern nach Weimar mit und übersetzte einiges davon. Er bekleidete in Weimar als Minister politische und administrative Ämter und leitete ein Vierteljahr- hundert das Hoftheater. So veranlasste er die Aufführungen von „Theatralische Abenteuer“.
Komische Krise
Regisseur Horst Vladar hat die selten gespielte Komische Oper kurzfristig für die Neuburger Kammeroper ausgegraben, die Premiere einer anderen Produktion wurde abgesagt. Der langjährige Leiter der Kammeroper hätte wahrscheinlich kaum ein besseres Stück für diese schwierigen Zeiten finden können. Denn in den Intrigen hinter den Kulissen, in denen es in „Theatralische Abenteuer“ geht, spiegeln sich immer wieder auch die Probleme der Gegenwart.
Durchweg sehr gut agieren die meist noch jungen Sängerdarsteller auf der Bühne: Besonders virtuos gelingt dabei der Sängerinnen-Wettstreit zwischen den Sopranistinnen Laura Faig und Ines Vinkelau. Über einen wirklich schönen Tenor verfügt Goran Cah, sehr klar und textverständlich singt Joachim Herrmann als Theaterdirektor, Patrik Ruyters ist vor allem ein hinreißend komischer Darsteller und auch die Mezzosopranistin Denise Felsecker macht eine sehr gute Figur. Eher witzige Auftritte hat der Regisseur und Bassbuffo Horst Vladar als Theaterfaktotum. In all dem Chaos glaubt er fest daran, dass letztlich er das Sagen hat. Ohne Frage die richtige Haltung für den Leiter der Kammeroper Neuburg.
Jesko Schulze-Reimpell im „Donaukurier“ 19.07.2020
Spielerisch, bezaubernd: So war die Premiere der Neuburger Kammeroper.
Obwohl sich nicht einmal 70 Zuhörer an dieser Premiere erfreuen durften, war die Aufführung von „Theatralische Abenteuer“ ein großer Erfolg. Die Sehnsucht nach Musik, nach Oper, nach Theater „live“ ist überwältigend und wurde aufs Schönste erfüllt – nach jeder Arie,jedem Duett gab es Szenenapplaus. Danach nicht enden wollenden stehende Beifall und „Bravo“-Rufe!
Ulrike Hampp-Weigand in „Neuburger Rundschau“ am 20.07.2020