La contessina (Die junge Gräfin – 1770)

von Fl. L. Gassmann – M. Coltellini (nach C. Goldoni)

Contessina

Ingrid Strauss

Graf Baccellone, ihr Vater

Horst Vladar

Vespina, Kammerzofe der Contessina

Kaye Krafft

Pancrazio, reicher Kaufmann

Andreas Näck

Lindoro, sein Sohn

Burkhard Gaffron

Gazzetta, sein Gehilfe

David Pfenninger

Zwei Diener Baccelones

Helmut Leger, Klaus Neumaier

Musikalische Leitung

Klaus Scheibenpflug

Inszenierung

Horst Vladar

Bühnenbild

Josef Pietschmann

Produktionsassistenz

Annette Vladar

Orchester

Neusässer Kammerorchester

Cembalo

Willy Pfaffel

La Contessina — Komische Oper in drei Akten von Florian Leopold Gassmann

Im Kontor des Kaufmanns Pancrazio herrscht geschäftiges Treiben. Doch sobald der Hausherr seinen Laden verläßt, wendet sich der Eifer seines Sohnes Lindoro und seines Gehilfen Gazzetta ganz anderen Dingen zu. Beide sind unsterblich verliebt: Lindoro in die schöne, aber hochnäsige Gräfin Parabolano, Gazzetta in deren pfiffige Kammerzofe Vespina. Der Kaufmannssohn hat sich als vornehmer Marquis in das Haus und das Herz der Gräfin eingeschlichen. Er kann sich auf die Hilfe Gazzettas verlassen, der ihm standesgemäße Kleider besorgt. Durch die Vorfreude auf das Wiedersehen mit den Geliebten verleitet, üben sie sich übermütig in Galanterien. Dabei werden sie von dem heimkehrenden Pancrazio überrascht. Sie gestehen ihre waghalsigen Liebesabenteuer. Der Kaufmann kennt zwar den Standesdünkel und den Adelsstolz der gräflichen Familie, aber er vertraut auf seinen guten Namen und seinen Reichtum und entschließt sich trotz der Bedenken Lindoros, für diesen die Contessina von ihrem Vater zur Frau zu verlangen. Lindoro kann ihm jedoch das Versprechen abringen, daß er ihn nicht verraten werde, falls der Plan mißlinge.

Die schöne Gräfin läßt sich hocherfreut von dem vermeintlichen Marquis bei ihrer Morgentoilette „überraschen“. Als sich beide zurückziehen, erkundet Gazzetta bei Vespina seine Aussichten. Er erfährt von ihr, daß der Graf Baccellone Parabolano, der von Lindoro Zeugnisse über dessen angeblich uralten Adel verlangt, selbst von Geburt ein Bauer aus Mulino sei. Lindoro versucht von der Contessina zu erfahren, ob sie ihn auch dann lieben würde, wenn er nicht von Adel wäre. Die Gräfin weist allein schon den Gedanken voll Abscheu zurück. Baccellone kommt gerade noch rechtzeitig, um die Geständnisse des verzweifelten Liebhabers — natürlich unbeabsichtigt — zu verhindern. Er erklärt sich mit der Verbindung einverstanden, sobald die Adelsbelege für den Marquis eingetroffen seien. In diese scheinbar friedliche Stimmung hinein erscheint Pancrazio. Als er von dem überheblichen Alten für seinen Sohn die Contessina zur Frau verlangt, wird er nur ausgelacht und verspottet. In einem allgemeinen Tumult schließt der Akt mit wüstem Schimpfen und Tätlichkeiten.

Pancrazio beschließt, sich zu rächen. Lindoro soll erst recht seine Erwählte bekommen. Gazzetta kann den Kaufmann überreden, selbst als superfeiner Marquisvater überraschend bei Baccellone zu erscheinen — angeblich um die zukünftige Verwandtschaft kennenzulernen, in Wirklichkeit aber um die Zweifel an der Echtheit des „Marquis“ zu zerstreuen. Lindoro kündigt im gräflichen Hause den unerwarteten, hohen Besuch an und hinterläßt damit allgemeine Verwirrung: Wie empfängt man einen so vornehmen Herrn am stilechtesten? — Der „Marquis von Cavromano“ und in seiner Begleitung der schrullige „Genealoge Don Tiritofolo“ — natürlich der verkleidete Gazzetta — übertreffen den aufgeblasenen Baccellone an Angeberei und Hochmut bei weitem. Der Graf ist überwältigt von soviel Glanz. Auch die Gräfin wird mit Komplimenten überhäuft und läßt sich täuschen. Alles schwimmt in Glück, da drängt sich Gazzetta, jetzt als Bauer und angeblich ehemaliger Nachbar aus Mulino verkleidet, in den Saal und blamiert zum Vergnügen Pancrazios die gräfliche Familie. Als der Graf ihn für verrückt erklärt, kommt es zu einer allgemeinen Keilerei.

Bei Baccellone wird alles für die Hochzeit hergerichtet. Der Heiratskontrakt ist schon aufgesetzt und soll bei der feierlichen Hochzeitstafel offiziell bekanntgemacht werden, da meldet Vespina der jungen Gräfin die Ankunft eines sonderbar angezogenen Kavaliers. Gazzetta hält als „Weltreisender Chevalier von Erdschwamm“ bei der Gräfin um die Hand an. Lindoro, der von der neuerlichen Verkleidung Gazzettas nichts weiß, belauscht zufällig das Gespräch der beiden. Er stürzt hervor und fordert den vermeintlichen Nebenbuhler zum Duell. Bevor es dazu kommt, erkennt er Gazzetta, und sie begrüßen sich zur Verwunderung der Gräfin als „totgeglaubte Vettern“. Freudig wird der neue vornehme Verwandte des Bräutigams vom Grafen zur Hochzeitsfeier eingeladen. Das Mahl könnte beginnen, doch noch fehlt der Bräutigams-vater. Zum Entsetzen aller erscheint er wieder in seiner normalen Kaufmannskleidung und deckt alles auf. Baccellone fürchtet die Blamage, da ganz Venedig von der Hochzeit seiner Tochter weiß, und verlangt nun seinerseits die Eheschließung. Jetzt ist es an Pancrazio, dem Grafen allen Spott mit gleicher Münze heimzuzahlen, doch als er erkennt, daß die Contessina aus Liebe und Einsicht ihren Hochmut ernsthaft bereut, schließt er sie erfreut als Tochter in seine Arme. So endet die Oper — natürlich nicht, ohne daß auch Gazzetta seine Vespina bekommt — in Frieden und Freude.

Florian Leopold Gassmann

Es war ein reichbewegtes Künstlerleben, das am 3. Mai 1729 zu Brüx in Böhmen begann. Aus seiner frühen Jugend wissen wir nur, daß er von den Eltern auf das Jesuitenseminar zu Komotau geschickt wurde. Bald wurde sein musikalisches Talent erkannt, und der Chorregent der Brüxer Dekanatskirche übernahm seine Ausbildung. Als ihn der Vater in eine kaufmännische Lehre schicken will, faßt der 13jährige Bursche den abenteuerlichen Entschluß, in der weiten Welt sein Glück zu suchen, und macht sich insgeheim auf und davon. Nach einem kurzen Aufenthalt in Karlsbad, wo er sich durch sein hervorragendes Harfenspiel in 14 Tagen die enorme Summe von 1000 Talern von den vornehmen Kurgästen zusammengespielt haben soll, reiste er mit der Post direkt nach Venedig. Bald aber war das Geld verbraucht, und da er derLandessprache nicht mächtig war, kam er in arge Bedrängnis. Ein Priester, der ihn auf der Straße aufgelesen und bei sich aufgenommen hatte, bemerkte bald seine Fähigkeiten, ließ ihn in den Wissenschaften weiter unterrichten und gab ihn zu dem berühmten Kapellmeister Padre Martini zum Studium. Nebenher leistete Gassmann Organistendienste in einem Nonnenkloster. Eine der Nonnen empfahl ihn ihrem Verwandten, dem Grafen Leonardo Veneri, der Gefallen an Gassmann fand und zu seinem Mäzen wurde. Sorgenfrei konnte er sich nun seinen Studien widmen, wozu ihm in der Opernstadt Venedig beste Möglichkeiten geboten wurden. Er lernt die Opern von Hasse, Galuppi, Scarlatti und Piccini kennen. Es dürfte auch zu persönlichen Kontakten mit dem Advokaten und Dramatiker Goldoni gekommen sein. Gassmanns erste Oper „Merope“ erscheint im Karneval 1757. Bis 1762 folgt nun jedes Jahr eine Oper nach Texten von Zeno, Metastasio und Goldoni.

Das Jahr 1763 bringt einen für Gassmann entscheidenden Wendepunkt. Sein Ruhm war nach Wien gedrungen. Er erhält einen Ruf nach der Kaiserstadt. Er wird als Nachfolger Glucks eingestellt und führt sich mit der Oper „Olimpiade‘“ 1764 in Wien ein. Kaiser Josef II. erweist ihm seine Gunst und ernennt ihn zum Hof- und Kammerkompositor. Doch plötzlich stirbt Kaiser Franz I. zu Innsbruck, und für 2 Jahre wird das Burgtheater geschlossen. Gassmann ließ diese Zeit, in der alles zur Untätigkeit verurteilt war, nicht ungenützt vorübergehen und entschloß sich, sein geliebtes Italien wieder aufzusuchen. 1766 werden wieder Opern und Ballette von ihm in Venedig aufgeführt. Er lernte seinen berühmten Schüler Salieri — den späteren Rivalen Mozarts und Lehrer Beethovens — kennen und übernahm seine Erziehung und musikalische Ausbildung. Gleich nach seiner Rückkehr nach Wien werden dort neue Opern von ihm aufgeführt, ja das Burgtheater wird mit „L’Amore artigiano‘ von Gassmann nach Goldoni wiedereröffnet. Gassmanns Beliebtheit hat ihren Höhepunkt erreicht. Das zeigt sich vor allem darin, daß sich in anderen Opern immer wieder Stücke oder ganze Akte seiner Komposition finden (Piccini, „La Finta gemelle“ oder Paisiello, „Don Quichote‘“). 1768 vermählt er sich. 1769 erhält er den ehrenvollen Auftrag, für Rom eine tragische Oper zu schreiben, die im Karneval 1770 uraufgeführt wird („Ezio‘“ nach Metastasio). Auf dieser seiner letzten Italienreise wird er in Rom, Neapel und Mailand nochmals stürmisch gefeiert. Für die Zusammenkunft Josefs Il. mit dem Preußenkönig Friedrich Il. in Mährisch-Neustadt (September 1770) schreibt er nach Goldoni die komische Oper „La Contessina‘, die bald auch in Wien ihre Zuhörer findet. Bis zu seinem frühen Tod, 1774, komponiert er noch einige Opern, die alle in Wien uraufgeführt werden.

Schon seit seiner letzten italienischen Reise war Gassmann kränklich. Er hatte sich bei einem Sturz aus der Kutsche zwei Rippen gebrochen, und hatte davon einen enorm hohen Blutdruck behalten. Auch schlief er nur noch ein bis zwei Stunden. Am 20. Januar 1774 erlöste ihn der Tod von seinen Leiden. Das ehrendste Urteil, das wir über ihn besitzen, stammt aus dem Munde Mozarts, der in einem Brief äußerte: „Wenn Sie nur erst alles kennten, was wir in Wien von ihm haben! Komme ich heim, so will ich seine (Kirchen)Musiken fleißig studieren und hoffe viel daraus zu lernen.“

(Frei nach G. Donath, Fl. L. Gassmann als Opernkomponist, 1904)

Carlo Goldoni

gilt heute als der „wahre Genius der italienischen Komödie“ und als „fruchtbarster Lustspieldichter des 18. Jahrhunderts“ überhaupt. 1707 in Venedig geboren, wandte er sich zuerst der Jurisprudenz zu, war Advokat und Konsul, bis er sich dann 1746 ganz den Lustspielen widmete. Schon nach wenigen Jahren feierte er in seiner Vaterstadt große Erfolge, man nannte ihn den „Gran Goldoni“. Er hatte aber auch viele Feinde, allen voran der Dichter Graf Gozzi. Denn Goldoni war ein Revolutionär auf dem Gebiete der italienischen Komödie; nach dem Vorbild der Charakterkomödie Molieres formte er die Commedia dell’arte um, anstelle der festgesetzten Handlung, zu der die Komödianten improvisieren konnten, trat bei Goldoni nun der fertige Dialog. Aus dem Hanswurst wurde ein tölpischer Diener, auch die anderen Figuren verloren ihre Masken vor dem Gesicht, die Masken vor ihrem Inneren blieben. Aus der Commedia dell’arte wurde eine Molièresche Komödie im italienischen Stil. So ist es auch nicht verwunderlich, daß Carlo Goldoni, durch seine um des Erfolges neidischen Feinde aus Venedig nach Paris vertrieben, schon bald in Frankreich Fuß faßte; er arbeitete sich sogar bis zum Lehrer der Töchter Ludwigs XV. empor. Doch während der Französischen Revolution geriet Goldoni in Vergessenheit, er verarmte mehr und mehr. Erst am 7. Februar 1793 bewilligte der Nationalkonvent eine Pension, einen Tag nach des Dichters Tod.

„La Contessina“ stammt aus der Feder Carlo Goldonis. Für Gassmann wurde sie von Marco Coltellini zurechtgepaßt, der auch für W.A. Mozart das Libretto zu „Finta semplice‘“ schrieb. „La Contessina‘ ist seine beste Leistung. Hier gelingt es ihm, wohl auch auf Anregung des Komponisten, ein lebendiges, noch heute wirksames Bühnenwerk zu schaffen. Die deutsche Übersetzung stammt von Johann Adam Hiller (1779). Für die Neuburger Kammeroper wurde die Oper unter Benutzung der Übersetzung Hillers von H. Vladar teilweise neu übersetzt, bearbeitet und eingerichtet.

Die vorzüglich doppelte Kunst, à la Molière köstlich einfallsreich zu inszenieren und doch seiner Aufgabe als Darsteller des strittig adligen Grafen Baccellone gerecht zu werden, verschaffte Horst Vladar die ungeteilte Gunst des Publikums. Seine ergötzliche Bearbeitung der Libretti nach J. A. Hiller milderte die steife Schablone der Goldonischen Charaktere zur künstlerisch frischen Wirkung. Aus dem Orchestergraben spürte man — auch ungesehen — den sensiblen klugen Dirigenten Klaus Scheibenpflug, seine Vorliebe für straffe  Tempi, forsche Akzente, Das sehr jugendliche Neusäßer Kammerorchester war sein gut musizierendes Instrument mit erstaunlichem Gleichgewicht, es bewies Gefühl für Emotion und Präzision. Des Cembalisten Begabung (W. Pfaffel) wirkte stets am rechten Platz. Nenne man es Laune des Schicksals oder munteres Intrigenspiel: beides verhilft der entzückenden „La Contessina“ zu einer vortrefflich gedeihenden Dramatik im Laufe des zweiten Aktes, die dem burlesken Treiben eines Gazzetta zu verdanken ist. Spott und Schadenfreude hier, Bereitschaft zur Versöhnung dort, steigern sich im dritten Akt mit reichen Motiven in Arien, Rezitativa und wunderschönen Ensembles zum wohlklingenden strahlenden Ende.

Ingrid Strauß als Contessina, musikalisch sehr kultiviert, aristokratisch verfangen, geizte nicht mit dem Reiz ihrer Stimme vom guten Espressivo bis zum dramatischen Ausbruch. Die Choreographie ließ ihrem Stil in Gestik und Mimik guten Lauf. — Horst Vladar als ihr Vater Graf Baccellone mit variablen Manieren hatte schöne Gelegenheit, in seinem genre alles zu zeigen und hören zu lassen, soweit sein stimmliches Primat reichte. — Die „Schokoladenpartie“ der Vespina war im Spezialitätensextett gemäß historischem Rezept eines Lukullus würdig. Appetitlich, entzückend und kapriziös wirbelte Kaye Krafft singend und agierend über die Bühne. — Ein prächtig stabiler Pancrazio mit Andreas Näck, stolzer und zorniger Kaufmann, bezwingt in einer überzeugenden Arie sein Herz, um seines Sohnes Glück zu manipulieren. Seine Stimme ist gut kalkuliert. — Burkhard Gaffrons Lindoro war nobel, ja fast ein wenig zu nobel, er konnte sich nicht verausgaben, seine Lyrik war sehr verhalten. — Aus Gazzetta eine Glanzpartie zu machen, kostete David Pfenninger offensichtlich weniger Mühe, denn er hatte als verkleideter Don Tiritofolo, als Bauer aus Mulino und schließlich als Chevalier von Erdschwamm alle Möglichkeit, Stimme und Kommödianterie ins gute Licht zu rücken. — Der zwei stummen Diener sei besonders gedacht: sie machten ihre Sache gut.

Es ist ein wesentliches Phänomen unserer Zeit, daß Premieren ihren gesellschaftlich künstlerischen Rang behaupten. Man schätzt sie in dem Maße als Notwendigkeit, als unsere bewußte Modernität oder der unbewußte Zwang kulturhistorischer Zusammenhänge noch ernstgenommen werden. Die Neuburger Kammeroper ist ein Phänomen dieser Art. Sie verdiente sich erneut eine gute Zukunft mit einer aus Genius und Liebhaberei fast nahtlos zusammengeschworenen jungen Künstlergruppe, ganz zu schweigen von der ungenannten Schar stummer Helfer hinter und um die Kulissen.

Unter die Ovationen mischten sich Brafo-Rufe, man hätte auch da Capo rufen mögen!

rw in „Neuburger Rundschau“

 

Vor genau 200 Jahren war sie eine Zeitlang der Liebling des Wiener Hofes, und selbst Mozart verleugnete nicht seine Sympathien für die reizende „Contessina“ seines geschätzten Zeitgenossen Florian Leopold Gassmann. Doch eines Tages starb sie eines sanften Todes und wurde so ehrenvoll wie endgültig im Archiv der Wiener Musikbibliothek begraben. Wiederbelebungsversuche in den zwanziger Jahren blieben erfolglos. Der jungen Neuburger Kammeroper glückte es, „La Contessina“ zu. neuem Bühnenleben zu erwecken. Wer die in jeder Hinsicht hübsche Neueinstudierung dieser echten, Opera buffa in Neuburgs reizendem kleinen „Residenz-Theater“ erlebt, kann ihr nur ein längeres Bühnendasein prophezeien. Das Geheimnis ihrer Wirkung ist nicht, allein Gassmanns mozartnahe, sowohl dem venezianischen wie auch dem deutschen Singspielgeschmack verhaftete Musik, sondern auch der köstliche Stoff Carlo Goldonis mit viel Commedia-dell’arte-Turbulenz im zweiten Akt. Handlung wie Personen sind aufs feinste durchgezeichnet, und die witzige Persiflage auf Adelsstolz und Standesdünkel mag zu jener Zeit geradezu schockierend gewirkt haben. (Echten Adel erkennt man daran, daß er seine Schulden nicht bezahlt!)

Eine Wiederaufführung muß natürlich mit so viel Elan in Szene gesetzt, gesungen und gespielt werden, wie das Neuburger Ensemble aufbringt, angeführt von seinem versierten Regisseur, Bearbeiter und Hauptdarsteller Horst Vladar und seinem stilsicheren Bühnenbildner Josef Pietschmann. Auch im übrigen Ensemble stehen alle auf dem richtigen Platz: an der Spitze Ingrid Strauss mit viel Charme und Stimme in der Titelrolle, Kaye Krafft als muntere Zofe und die nicht nur stimm-, sondern auch spielbegabten Sänger Andreas Näck, Burkhard Gaffron und besonders auch David Pfenninger. Das engagiert spielende Orchester, bestehend aus jungen Musikern und Musikstudenten aus dem Raum Augsburg, spielt unter der Leitung des qualifizierten Nachwuchsdirigenten Klaus Scheibenpflug.

Neuburg kann stolz sein auf seine junge Kammeroper, die über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt ist und für die sich besonders Kulturreferent Anton Sprenzel von Anfang an höchst aktiv eingesetzt hat. Ein Besuch macht in jedem Fall Vergnügen.

Lutz Höpfl in „Augsburger Allgemeine“
Neuburger Kammeroper