Arzt wider Willen – Alles verhext?!
49. Produktion im Stadttheater Neuburg/Donau im Juli 2017
( „Il medico a suo dispetto, ossia La muta per amore“)
Farsa in einem Akt – Uraufführung: Venedig 15. Juli 1800
Libretto nach Moliere von Giuseppe Maria Foppa
Musik von Francesco Gardi (um 1760 – ca. 1810 Venedig)
Ü: Annette und Horst Vladar
Fiorina, liebt Giocondo
Denise Felsecker
Tarabara, Kräutersammler
Joachim Herrmann
Giocondo
Semjon Bulinsky
Luca, Vater der Fiorina
Horst Vladar
Armellina, Frau des Tarabara
Laura Faig
Finocchio, Diener bei Luca
Wilfried Michl
Orchester
Mitglieder des Akademischen Orchesterverbandes München
Musikalische Leitung
Alois Rottenaicher
Korrepetition
Su-Jin Kim
Bühnenbild
Michele Lorenzini
Inszenierung
Michael Hoffmann
Eine von ihrem Mann geprügelte junge Frau rächt sich, indem sie ihn einem wegen der plötzlichen Stummheit seiner Tochter verzweifelten Vater gegenüber als fantastischen Arzt ausgibt. Das werde er aber nur bekennen, wenn man ihn dazu prügelt. Der Vater ergreift diesen „Rettungsanker“, und tatsächlich gesundet seine Tochter. Sie ertrotzt aber mit vielen Tricks, der Hilfe von Bediensteten und der Schlauheit ihres Geliebten die Zustimmung des Alten zur ersehnten Heirat. Auch der zum Doktor Geprügelte kann sich mit seiner Frau wieder versöhnen.
Gardi, Francesco
wurde um 1760 in Venedig geboren. Über seine Kindheit, seine Ausbildung, die er vermutlich in seiner Heimatstadt erhielt, wissen wir fast nichts. Er war zwischen 1787 und 1791 an einem (Armen-)Hospiz als Musiklehrer, später auch als Kapellmeister tätig. Als Mitglied der Accademia filarmonica in Bologna machte er sich einen Namen als Opernkomponist. Seine überwiegend komischen, einaktigen Werke, zu denen oft Giovanni Bertati und Giovanni Maria Foppa die witzigen Libretti schrieben, zeichnen sich durch Frische und Eleganz aus. Nach seinem Debut 1786 in Modena wurden seine bis 1806 komponierten Opern in ganz Oberitalien, vor allem aber in Venedig aufgeführt. Dort starb er auch um 1810. Die Oper „Il nuovo convitato di pietra“ („Der neue steinerne Gast“), die den „Don Giovanni“-Stoff behandelt und einige Monate vor Mozarts Meisterwerk in Venedig uraufgeführt wurde, sicherte ihm wenigstens einen Platz in der Musikwissenschaft.
Giuseppe Maria Foppa
(*1760 – † 1845 in Venedig) erhielt seine Erziehung in Venedig in einem Jesuiten-Kolleg, wurde dann Archivbeamter und bekleidete später verschiedene Regierungsposten. Er war ein begehrter Autor, schrieb Novellen, Lyrik und über 100 Libretti, die meist für die komische Oper bestimmt waren und sich durch Gags, Slapstick, Witz und Humor auszeichnen. Sie verraten, dass sich Foppa oft von der commedia del’arte inspirieren ließ. Libretti bei der NKO: Fioravanti – „Die Dorfsängerinnen“ 1973, Paer – „Der Hitzkopf“ 2015 und Bernardini – „Schlaukopf und Dickschädel“ 2015.
Das von den Darbietungen im ausverkauften Theater Neuburg an der Donau begeisterte Publikum, das auch mit Szenenapplaus nicht geizte, dankte allen Mitwirkenden mit lang anhaltendem Beifall und Bravorufen.
Udo Pacolt/ in: http://der-neue-merker.eu/neuburg-an-der-donau-arzt-wider-willen-und-alles-verhext-zwei-einakter-von-francesco-gardi-1760-1810
Was Orchester, Sänger und die Regie der Neuburger Kammeroper aus diesem „Material“ zauberten, war spritziges, temporeiches, höchst unterhaltsames Operntheater. Minutenlanger Applaus, viele Bravos und Vorhänge waren der wohlverdiente Lohn.
Peter Abspacher in: Neuburger Rundschau
Horst und Annette Vladar haben einmal wieder zwei Operneinakter ausgegraben, die beste Unterhaltung bieten. Wer Inszenierungen ohne entfremdende Regie-Effekte genießen will, ist in der Neuburger Kammeroper bestens aufgehoben, zumal man auch musikalisch Stücke geboten bekommt, die es in der Regel nicht einmal als CD-Aufnahme gibt.
Thomas Molke in : http://www.omm.de/veranstaltungen/festspiele2017/ND-2017-neuburger-kammeroper.html
Nein, überrascht ist man nicht mehr, was und wen Horst Vladar wieder neu entdeckt hat. Das erwartet man einfach schon. Das ist eben so. Vladar hat Gespür und nach 48 Jahren genug Erfahrung. Francesco Gardi, der Komponist diesmal, ist nun nicht die Sensation. Aber an der Musik ist absolut nichts Verkehrtes und sie wirkt mindestens in den Häppchen, in denen sie heute nur noch begegnet, durchaus originell, kurzweilig ist sie allemal. Und genau so versteht sie Dirigent Alois Rottenaicher mit dem Akademischen Orchesterverband München, der heuer ein ausgesprochen gutes Jahr hat: voller Ironie, ein Faschingsspaß eben, wofür sie einst auch geschrieben war.
Ein Glücksfall das Kammeroper-Ensemble. In Denise Felsecker und Laura Faig wetteifern zwei Damen in Spielwitz und stimmlicher Laune. Delikat in manchen Jahren die Tenor-Suche: den Schweizer Semjon Bulinsky kann die Kammeroper hoffentlich lange halten, ein lyrisch angenehmer Spieltenor, der auch in sicherer Höhe nie forcieren muss, rundum einfach angenehm. Die tieferen Partien sind bei Joachim Herrmann, Michael Hoffmann und Horst Vladar erst recht in sicheren Händen respektive Kehlen. Bewährt auch schon die Teilung in zwei Einakter, beide um Liebesdinge verstrickt, weil dann die zumeist doch überschaubare Handlung nicht überstrapaziert werden muss und weil sich pfiffige Regielösungen dadurch doppeln. Dies desto mehr, als sich die Aufgaben Vladar und Michael Hoffmann wieder teilen. Für beide Stücke, „Arzt wider Willen“ und „Alles verhext“, schuf Michele Lorenzini stimmungsvolle Bühnenbilder mit viel Italita.
Josef Heumann in: Donaukurier
Im trefflichen Ensemble finden sich wieder einige dem „genius loci“ ideal zugetane Komödianten-Perlen: Wilfried Michl ist in beiden Teilen ein spielfreudiger Buffo mit dem Schalk in der Stimme, er liefert als verkleideter „Capitano“ ein Kabinettstückchen, als sei’s der Graf Almaviva bei einem gewissen Doktor Bartolo. Es spricht für Direktor Horst Vladar, dass er im Sinne der Entstehungszeit nicht unbedingt nach Rollenfach, sondern nach Persönlichkeit besetzt. So ist Denise Felsecker erst der verliebte Backfisch Fiorina, dann die (ähnlich wie Mozarts Despina) sexualtherapeutisch versierte Dienerin Dorina: Stimmumfang Sopran, Stimmfarbe eher Mezzo und eine einnehmende Darstellerin rundum. Die Trias freudespendender Komödianten komplettiert der gertenschlanke, hochgeschossene Joachim Hermann, „Dottore“ mit Säuferbäckchen und galanter Aufschneider in Personalunion. Sein heller und pointierter Bariton: hochgradig individuell mit allen Voraussetzungen zum Publikumsmagneten.
Gejubelt wurde in der letzten Vorstellung aus dem so gut wie ausverkauften Saal viel, laut, oft und mit eingefleischter Sympathie für das Ensemble. Da zeigt eine treue Liebe für eine bemerkenswerte, keineswegs selbstverständliche Kontinuität und Authentizität mit Format. Und erfreut, auch weil Laura Feig, Semjon Bulinsky, die beiden mitagierenden Spielleiter und die langjährig treue Schar der Edelstatisten ihr Bestes geben.
J. Herrmann, W. Michl, D. Felsecker
01.08.2017 – Von Roland H. Dippel
Alles verhext?!
(„L’incantesimo senza magia“)
Farsa in einem Akt – Uraufführung: Venedig 09. Dezember 1800
Libretto von Giuseppe Maria Foppa
Musik von Francesco Gardi (um 1760 – ca. 1810 Venedig)
Ü: Annette und Horst Vladar
Avorio, Vormund der
Michael Hoffmann
Corinna, versprochene Frau des
Laura Faig
Don Tirante
Joachim Herrmann
Ernesto, liebt Corinna
Semjon Bulinsky
Dorina, Dienerin bei Corinna
Denise Felsecker
Lumino, Diener bei Avorio
Wilfried Michl
Zanni
Manfred Basel, Wolfgang Brunner, Petra Gauss-Nikel, Reinhard Geißler, Dirk Lay, Evelyn Mayer
Orchester
Mitglieder des Akademischen Orchesterverbandes München
Musikalische Leitung
Alois Rottenaicher
Korrepetition
Su-Jin Kim
Bühnenbild
Michele Lorenzini
Inszenierung
Horst Vladar
Orchester
Orchester des Akademischen Orchesterverbandes e. V. München
Wieder einmal hat ein Vormund für sein Mündel Dorina, die sich längst anderweitig verliebt hat, eine für ihn vorteilhafte Ehe beschlossen. Der von ihm Erwählte ist ein eitler, dummer, reicher Mann aus der Nachbarstadt. Als er zur Brautwerbung kommt, umgarnen ihn hübsche Frauen. Der Dummkopf fällt darauf rein – obwohl ihm für Untreue von Brüdern und Onkeln der Damen böse Rache angedroht wird. Total verwirrt ist er, als ihm im Haus des Vormunds alle diese Leute in anderer Identität entgegentreten. Dass alle Freundinnen und Freunde des Mündels und ihres Geliebten sind, bemerkt er erst, als er entsetzt aus dem Haus flieht. Er ist heilfroh, dass er unverletzt abreisen kann. Zurück bleiben glückliche Paare und ein geprellter Vormund.
Francesco Gardi
wurde um 1760 in Venedig geboren. Über seine Kindheit, seine Ausbildung, die er vermutlich in seiner Heimatstadt erhielt, wissen wir fast nichts. Er war zwischen 1787 und 1791 an einem (Armen-)Hospiz als Musiklehrer, später auch als Kapellmeister tätig. Als Mitglied der Accademia filarmonica in Bologna machte er sich einen Namen als Opernkomponist. Seine überwiegend komischen, einaktigen Werke, zu denen oft Giovanni Bertati und Giovanni Maria Foppa die witzigen Libretti schrieben, zeichnen sich durch Frische und Eleganz aus. Nach seinem Debut 1786 in Modena wurden seine bis 1806 komponierten Opern in ganz Oberitalien, vor allem aber in Venedig aufgeführt. Dort starb er auch um 1810. Die Oper „Il nuovo convitato di pietra“ („Der neue steinerne Gast“), die den „Don Giovanni“-Stoff behandelt und einige Monate vor Mozarts Meisterwerk in Venedig uraufgeführt wurde, sicherte ihm wenigstens einen Platz in der Musikwissenschaft.
Giuseppe Maria Foppa
(*1760 – † 1845 in Venedig) erhielt seine Erziehung in Venedig in einem Jesuiten-Kolleg, wurde dann Archivbeamter und bekleidete später verschiedene Regierungsposten. Er war ein begehrter Autor, schrieb Novellen, Lyrik und über 100 Libretti, die meist für die komische Oper bestimmt waren und sich durch Gags, Slapstick, Witz und Humor auszeichnen. Sie verraten, dass sich Foppa oft von der commedia del’arte inspirieren ließ. Libretti bei der NKO: Fioravanti – „Die Dorfsängerinnen“ 1973, Paer – „Der Hitzkopf“ 2015 und Bernardini – „Schlaukopf und Dickschädel“ 2015.
Das von den Darbietungen im ausverkauften Theater Neuburg an der Donau begeisterte Publikum, das auch mit Szenenapplaus nicht geizte, dankte allen Mitwirkenden mit lang anhaltendem Beifall und Bravorufen.
Udo Pacolt/ in: http://der-neue-merker.eu/neuburg-an-der-donau-arzt-wider-willen-und-alles-verhext-zwei-einakter-von-francesco-gardi-1760-1810
Was Orchester, Sänger und die Regie der Neuburger Kammeroper aus diesem „Material“ zauberten, war spritziges, temporeiches, höchst unterhaltsames Operntheater. Minutenlanger Applaus, viele Bravos und Vorhänge waren der wohlverdiente Lohn.
Peter Abspacher in: Neuburger Rundschau
Horst und Annette Vladar haben einmal wieder zwei Operneinakter ausgegraben, die beste Unterhaltung bieten. Wer Inszenierungen ohne entfremdende Regie-Effekte genießen will, ist in der Neuburger Kammeroper bestens aufgehoben, zumal man auch musikalisch Stücke geboten bekommt, die es in der Regel nicht einmal als CD-Aufnahme gibt.
Thomas Molke in : http://www.omm.de/veranstaltungen/festspiele2017/ND-2017-neuburger-kammeroper.html
Nein, überrascht ist man nicht mehr, was und wen Horst Vladar wieder neu entdeckt hat. Das erwartet man einfach schon. Das ist eben so. Vladar hat Gespür und nach 48 Jahren genug Erfahrung. Francesco Gardi, der Komponist diesmal, ist nun nicht die Sensation. Aber an der Musik ist absolut nichts Verkehrtes und sie wirkt mindestens in den Häppchen, in denen sie heute nur noch begegnet, durchaus originell, kurzweilig ist sie allemal. Und genau so versteht sie Dirigent Alois Rottenaicher mit dem Akademischen Orchesterverband München, der heuer ein ausgesprochen gutes Jahr hat: voller Ironie, ein Faschingsspaß eben, wofür sie einst auch geschrieben war.
Ein Glücksfall das Kammeroper-Ensemble. In Denise Felsecker und Laura Faig wetteifern zwei Damen in Spielwitz und stimmlicher Laune. Delikat in manchen Jahren die Tenor-Suche: den Schweizer Semjon Bulinsky kann die Kammeroper hoffentlich lange halten, ein lyrisch angenehmer Spieltenor, der auch in sicherer Höhe nie forcieren muss, rundum einfach angenehm. Die tieferen Partien sind bei Joachim Herrmann, Michael Hoffmann und Horst Vladar erst recht in sicheren Händen respektive Kehlen. Bewährt auch schon die Teilung in zwei Einakter, beide um Liebesdinge verstrickt, weil dann die zumeist doch überschaubare Handlung nicht überstrapaziert werden muss und weil sich pfiffige Regielösungen dadurch doppeln. Dies desto mehr, als sich die Aufgaben Vladar und Michael Hoffmann wieder teilen. Für beide Stücke, „Arzt wider Willen“ und „Alles verhext“, schuf Michele Lorenzini stimmungsvolle Bühnenbilder mit viel Italita.
Josef Heumann in: Donaukurier
Im trefflichen Ensemble finden sich wieder einige dem „genius loci“ ideal zugetane Komödianten-Perlen: Wilfried Michl ist in beiden Teilen ein spielfreudiger Buffo mit dem Schalk in der Stimme, er liefert als verkleideter „Capitano“ ein Kabinettstückchen, als sei’s der Graf Almaviva bei einem gewissen Doktor Bartolo. Es spricht für Direktor Horst Vladar, dass er im Sinne der Entstehungszeit nicht unbedingt nach Rollenfach, sondern nach Persönlichkeit besetzt. So ist Denise Felsecker erst der verliebte Backfisch Fiorina, dann die (ähnlich wie Mozarts Despina) sexualtherapeutisch versierte Dienerin Dorina: Stimmumfang Sopran, Stimmfarbe eher Mezzo und eine einnehmende Darstellerin rundum. Die Trias freudespendender Komödianten komplettiert der gertenschlanke, hochgeschossene Joachim Hermann, „Dottore“ mit Säuferbäckchen und galanter Aufschneider in Personalunion. Sein heller und pointierter Bariton: hochgradig individuell mit allen Voraussetzungen zum Publikumsmagneten.
Gejubelt wurde in der letzten Vorstellung aus dem so gut wie ausverkauften Saal viel, laut, oft und mit eingefleischter Sympathie für das Ensemble. Da zeigt eine treue Liebe für eine bemerkenswerte, keineswegs selbstverständliche Kontinuität und Authentizität mit Format. Und erfreut, auch weil Laura Feig, Semjon Bulinsky, die beiden mitagierenden Spielleiter und die langjährig treue Schar der Edelstatisten ihr Bestes geben.
J. Herrmann, W. Michl, D. Felsecker
01.08.2017 – Von Roland H. Dippel