Der Blitz (L’éclair – 1835)

(L’éclair – 1835)

von J. F. Halévy – Planard und St. Georges

Henriette

Ursula Adamek

Mme. D’Arbel

Kaye Sprenzel

Lionel

Aad Jans

George

Jean Simon

Musikalische Leitung

Georg Zettel

Inszenierung

Horst Vladar

Bühnenbild

Walter Heinemann

Korrepetition

Ludwig Striegel, Ewald Thajer

Produktionsassistenz

Orchester

Annette Vladar

Mitglieder des Akad. Orchesterverbandes München

1. Akt:

Madame D’Arbel und ihre Schwester Henriette streiten über die Vorzüge des Lebens in der Stadt und auf dem Lande. Die etwas kokette reiche Witwe preist das Stadtleben, während die ernstere Henriette sich hier auf der Plantage ihres Onkels, in der Nähe des Meeres sehr wohl fühlt. Madame D’Arbel will noch heute nach dem nahen Boston zurückkehren. Zuerst möchte sie aber noch den angekündigten Besuch des Vetters George abwarten. Dieser läßt nicht lange auf sich warten. Der Grund seines Besuches ist etwas sonderbar: Sein Onkel will ihn zum Erben eines riesigen Vermögens einsetzen, stellt aber die Bedingung, er müsse vor Antritt der Erbschaft eine der beiden Schwestern heiraten. Wenn er auch fest entschlossen ist, den Wunsch des Onkels zu erfüllen, fällt es ihm doch schwer, zwischen den beiden Schönen zu wählen.

Madame D’Arbel und Henriette verlassen das Haus. Georges bleibt jedoch nicht lange allein auf der Plantage. Von Hunger und Durst geplagt tritt der junge Seeoffizier Lionel ins Haus. Er hatte in der Gegend nach Seemöven gejagt, Als er nach einer kleinen Stärkung auf sein in der Nähe ankerndes Schiff zurückkehren will, überrascht ihn ein furchtbares Gewitter. Ein Blitz blendet den Unglücklichen. Man findet ihn, und voll Mitleid nimmt Henriette den schwer geprüften Blinden im Haus auf.

2. Akt:

Drei Monate später: Der Kranke ist dank der aufopfernden Pflege Henriettes der Genesung nahe. Heute noch soll seine Augenbinde abgenommen werden. Mit bangem Herzen sehen Henriette und Lionel diesem Augenblick entgegen. Sie haben sich ineinander verliebt, eine Aussprache muß erfolgen. Auch Madame D’Arbel ist inzwischen wieder auf der Plantage eingetroffen, Als Lionel die Binde sinken läßt, fällt sein erster Blick auf sie. In ihr die geliebte Henriette vermutend, stürzt er ihr zu Füßen. Henriette aber, in ihren schönsten Hoffnungen betrogen, flieht aus dem Haus.

3. Akt:

Einige Wochen später: Henriette hält sich immer noch versteckt und will erst zurückkehren, wenn die Hochzeit zwischen ihrer Schwester und Lionel vollzogen ist. Die beiden entschließen sich zu der List, Henriette zum Schein ihre Eheschließung mitzuteilen. Der ahnungslose George betrachtet sich nun als Henriettes Bräutigam. Henriette kehrt heim. Die Aufklärung aller Mißverständnisse läßt nicht mehr lange auf sich warten. Henriette und Lionel werden ein Paar. Madame D’Arbel kann sich nicht für George entschlieBen. Aber diesem bleibt, mit des Onkels Einwilligung, als Trost ein stattliches Vermögen.

Jacques Fromental Halevy

1799      geboren in Paris am 27. Mai

1809      Eintritt in das Pariser Konservatorium

1819      Beendigung seiner Studien bei Cherubini Gewinn einer dreijährigen Studienreise nach Italien

1820      Erste Oper: „Die Zigeunerinnen“

1822      Studienreise nach Wien, Bekanntschaft mit Beethoven

1827      Erste Opernerfolge an der „Opera Comique“: „Der Werkmeister“ — „Der König und der Schiffer“, Professur am Konservatorium Paris

1829      Berufung zum „Chef des Gesanges“ an der „Grand Opera“

1833      „Die Erinnerungen“ sowie Bearbeitung und Fertigstellung von Herolds Oper „Ludovic“ zur Aufführung nach dessen Tod

1835      „Die Jüdin“ und „Der Blitz“ — auf dem Gipfel des Ruhmes

1836      Mitglied der Akademie der schönen Künste

1843      Musikdirektor der Herzogin von Orleans

1845      Offizier der Ehrenlegion

1846      „Die Musketiere der Königin“

1848      Mitglied der französischen Nationalversammlung

1850      Nach London berufen, dort Uraufführung „Der Sturm“

1858      „Die Zauberin“

1860      Beginn der Arbeiten zu der unvollendet gebliebenen Oper „Noah“

1862      gestorben in Nizza am 7. März

Eugène de Planard

war ein französischer Dramatiker des 19. Jahrhunderts. Er arbeitete mit Daniel-François-Esprit Auber, Ferdinand Hérold, Adolphe Adam, Nicolas-Charles Bochsa, Michele Enrico Carafa, Jacques-Fromental Halévy, George Onslow und Ambroise Thomas zusammen.

* 4. Februar 1783, Millau, Frankreich, † 13. November 1853, Paris, Frankreich

Jules-Henri Vernoy de Saint-Georges

war ein französischer Dramatiker und produktiver Librettist. 1829 wurde er Intendant der Pariser Opéra-Comique. Sein erstes Werk, Saint-Louis ou les deux dîners, eine comédie en vaudeville, entstand in Zusammenarbeit mit Alexandre Tardif.

* 7. November 1799, Paris, Frankreich, †  23. Dezember 1875, Paris, Frankreich

Intensiv führte er [H. Vladar] das kleine Ensemble, das sich von Akt zu Akt steigerte, in den so schwer zu treffenden Konversations-Stil ein. Der gefühlvollen, schlichten Henriette von URSULA ADAMEK stand KAYE SPRENZEL als lebenslustige, witzige und wandlungsfähige Madame D’Arbel gegenüber. Die schwer zu besetzende Partie des Lionel bewältigte AAD JANS geradezu strahlend, und JEAN SIMON in der einzigen wirklich heiteren Rolle des George wußte sich durch seine niemals überzogene Komik die Sympathie des Publikums zu sichern. Besonders schön war der Zusammenklang der jugendlichen Stimmen in den Ensemble-Nummern. — Ein geschmackvolles, geschickt variierbares Bühnenbild schuf WALTER HEINEMANN.

PER KINS in „Neue Presse“ Augsburg

 

Weicher gefühlvoller Wohllaut der Stimme und kultivierter musikalischer Liebreiz sichert der Henriette den prasselnden Applaus des Publikums, den sie sich mit Kaye Sprenzel teilt, die mit Verve und Genauigkeit durch die Gefilde des Koloraturgesanges schreitet und im Ensemble mit temposicherer Dramatik besticht.

Peter Abspacher in „Augsburger Allgemeine“ und „Neuburger Rundschau“ am 27.07.77

 

Das Ensemble brillierte durch Spielfreude, die mitreißen musste. — Insgesamt läßt sich sagen, daß nicht wirklichkeitsnahe Darstellung und Perfektion, sondern Spielfreude dominierte, die erfrischend und heiter das Publikum mitriß. Das ist lebendiges Theater. Es ist wünschenswert, daß diese Art, Theater zu machen, noch lange erhalten bleibt.

Klaus Leibing in „Coburger Neue Presse“ am 4. August 1977
Neuburger Kammeroper