Die große Trauer – Eine Viertelstunde Schweigen

Die große Trauer

(LE GRAND DEUIL, Paris 1801)

Opéra comique in einem Akt

von Charles Guillaume Etienne unter Mitarbeit von Jean Baptiste Charles Vial

Musik von Henri Montan Berton (1767 – 1844)

Übersetzung und Bearbeitung von A. und H. Vladar

Monsieur Leblanc

H. Vladar

Madame Leblanc, seine Gattin

U. T. Maxhofer-Schiele

Hélène, Nichte der Mme. Leblanc

E. Laabs

Florval, Neffe von M. Leblanc, in Hélène verliebt

S. Schmid

Germain, sein Diener

M. Hoffmann

Finette, Dienstmädchen der Mme. Leblanc

Y. Steiner

Musikalische Leitung

A. Rottenaicher

Inszenierung

Horst Vladar

Bühnenbild

U. Hüstebeck

Korrepetition/Assistenz

Christoph-Johannes Eichhorn

Die Oper spielt auf dem Land, im Haus des M. Leblanc.

Was geschieht, wenn man sich nach Jahren voller Zank und Streit plötzlich für verwitwet hält? Manche glauben dann, das Leben beginne von vorne und das jugendliche Feuer erwache von neuem. Clevere junge und kluge Leute wissen die Situation für sich zu nutzen.

Henri Montan Berton

(* 17. September 1767 in Paris; † 22. April 1844 ebd.) war mit 13 Jahren schon Geiger an der Oper und begann auch früh zu komponieren. Während der Revolutionszeit versuchte er sich im neu aufgekommenen Genre der dramatischen Rettungs- und Befreiungsoper. Im Jahre 1795 erhielt er eine Professur am Pariser Konservatorium und unterrichtete dort Harmonielehre. 1807 wurde er Kapellmeister an der Komischen Oper. Zwei Jahre später leitete Berton den Chor an der Grand Opéra. 1817 kehrte er wieder an das Konservatorium zurück und erteilte nun auch Seminare über das Komponieren.

Bertons Kompositionen umfassen 48 Opern, darunter LE GRAND DEUIL (Paris 1801), 4 Ballette, 5 Oratorien, Kantaten, kirchliche Messen und Instrumentalwerke. Seine 1823 gezeigte Oper „Virginie“ zählt zu den Glanzstücken seines Schaffens. Die Bühnenwerke des Komponisten gelten als Vorläufer der Romantik.

Im Standardwerk „Die Musik in Geschichte und Gegenwart“ heißt es u. a. „Berton fand zu einem Stil, der zwei Forderungen gerecht wurde, denen der Komponist zeitlebens treu blieb: Geschlossenheit des Werkes und eine feinsinnige psychologische Zeichnung.“

Eine viertelstunde Schweigen

(UN QUART-D’HEURE DE SILENCE, Paris 1804)

Opéra comique in einem Akt

von P. Guillet

Musik von Pierre Gaveaux (1760 – 1825)

Übersetzung und Bearbeitung von A. und H. Vladar

M. d’Argon

H. Vladar

Christine, seine Tochter

Y. Steiner

Floricourt, sein Neffe, in Christine verliebt

S. Schmid

Gerard, sein Diener

M. Hoffmann

Lisette, Dienstmädchen und Vertraute der Christine

E. Laabs

Madame Soufflot, Modehändlerin

U. T. Maxhofer-Schiele

Musikalische Leitung

A. Rottenaicher

Inszenierung

Horst Vladar

Bühnenbild

U. Hüstebeck

Korrepetition/Assistenz

Christoph-Johannes Eichhorn

Die Oper spielt auf dem Land.

Was macht man als Vater, wenn man dem Glück der Tochter nicht im Weg stehen, andererseits nicht ganz allein bleiben will? Man denkt sich eine Wette aus, deren Ausgang man vorhersieht und hat so alle Trümpfe in der Hand.

Pierre Gaveaux

(* 9. Oktober 1760 in Béziers; † 5. Februar 1825 in Charenton bei Paris) trat im Alter von 7 Jahren in den Sängerchor der Kathedrale seiner Vaterstadt ein, lernte bei Franz Ignaz Beck, nahm eine Stelle als Chorführer am Theater in Bordeaux an, ging als Solist nach Montpellier und wurde 1789 als erster Tenor am Théâtre de Monsieur, der späteren Opéra comique, in Paris angestellt, wo er bis zu seiner Pensionierung 1812 als Komponist, Sänger und Darsteller wirkte. Er hinterließ 35 dramatische Werke (Opern, Operetten, Ballette). Unter seinen Opern wurden v. a. L’Amour filial (1792), Léonore ou l’Amour conjugal (1798), deren Text später durch Beethovens Fidelio berühmt wurde, UN QUART-D’HEURE DE SILENCE (Paris 1804), Le Bouffe et le tailleur (1804) und L’Échelle de soie (1808) bekannt. Auch veröffentlichte er eine Sammlung italienischer Kanzonetten und französischer Romanzen. Später von einer Geisteskrankheit befallen, musste er in eine psychiatrische Anstalt bei Paris gebracht werden, wo er am 5. Februar 1825 in vollkommener geistiger Umnachtung starb.

Im Standardwerk „Die Musik in Geschichte und Gegenwart“ heißt es u. a.: „Als Komponist von Opéras comiques orientierte sich Gaveaux stilistisch am Vorbild Pergolesis. Bekannt war er vor allem durch die Komposition leichter bzw. sentimentaler, unmittelbar wirkender Chansons.“

Pressestimmen zur NKO 09 „Eine Viertelstunde Schweigen“ und „Die große Trauer“

(Auszüge)

Horst Vladar, der Mitbegründer der Neuburger Kammeroper, inszenierte nicht nur beide Opern auf klassische Art und Weise – gut unterstützt von Ulrich Hüstebeck, der für die Bühnenbilder mit französischem Ambiente als verantwortlich zeichnete -, sondern spielte und sang mit sonorer Bassstimme Monsieur d’Argon und Monsieur Leblanc. Beide Rollen verkörperte er mit sympathischem Charme. Die hübsche Yvonne Steiner als Christine und Dienstmädchen Finette versprühte mit ihrem hellen Sopran jugendliche Frische, während die aparte Elzbeta Laabs erst als Zofe Lisette und dann als Hélène mit ihrem wandlungsfähigen Mezzosopran punktete. Auch schauspielerisch glänzten beide Sängerinnen. Die Dienerrollen Gerard und Germain schienen dem Bariton Michael Hoffmann auf den Leib geschrieben. Er sorgte durch sein humorvolles Spiel auch für die meisten Lacher beim Publikum. Der Tenor Sebastian Schmid, jung und von stattlicher Statur, verkörperte die beiden Liebhaber Floricourt und Florval. Er outrierte ein wenig zu stark und hatte auch mit den höheren Passagen manche Not. Die Mezzosopranistin Ursula T. Maxhofer-Schiele gab eine köstliche Modehändlerin und als trauernde Witwe eine verführerische Madame Leblanc. Wie familiär die Atmosphäre im Stadttheater Neuburg ist, konnte man auch daran erkennen, dass die ‚stummen’ Gehilfinnen der Madame Soufflot von zwei netten jungen Mädchen, Katharina Stork und Sophie Labitzke, gespielt wurden, die vor Vorstellungsbeginn das übrigens ausgezeichnet gestaltete Programmheft zum Kauf anboten. Das Orchester des Akademischen Orchesterverbandes München wurde von Alois Rottenaicher mit sicht- und hörbarem Engagement geleitet. Für die blendend gespielten, musikalisch äußerst reizvollen Ouvertüren der beiden Opern gab es verdienten Applaus. Das Publikum, das auch mit spontanem Szenenbeifall nicht geizte, feierte am Schluss das Ensemble und den Dirigenten minutenlang.

 

Udo Pacolt in DER NEUE MERKER (Wien), August 2009

 

Neuburg an der Donau ist eine sehenswerte Renaissance- und Barockstadt mit einem wunderschönen kleinen Biedermeier-Stadttheater, und wenn dort im Sommer Horst Vladar und seine Truppe für zwei Wochenenden die Saison der „Neuburger Kammeroper“ eröffnen, strömen Kenner aus ganz Deutschland und dem nahen Ausland herbei, um – wie seit nunmehr 40 Jahren – sich verzaubern zu lassen von einer jener dem Archivschlaf entrissenen Opernkostbarkeiten, mit denen Vladar sein Publikum zu überraschen pflegt. Ein kleines, feines Festival im Reigen der großen Festspielereignisse, das längst seine feste Besucherschar, zu denen auch ein norddeutscher und nicht zuletzt Bremer Stamm gehören, gefunden hat. Und doch auch immer noch so etwas wie ein Geheimtipp, den man eigentlich gar nicht so gern preisgibt, um das intime Ambiente der Veranstaltung nicht zu gefährden.

… Horst Vladar, der mit viel Spielfreude auch die beiden Bassbuffo-Rollen übernommen hat, inszeniert mit Augenzwinkern in dem von Ulrich Hüstebeck wieder einmal fantasievoll ausgestalteten, leicht verwandelbaren Bühnenbild. Alois Rottenaicher leitet mit Esprit das Orchester des Akademischen Orchesterverbandes München, und von den Solisten bleiben besonders der hübsche, bewegliche Sopran von Yvonne Steiner und der aparte Mezzo von Elžběta Laabs im Ohr. Wenn am Ende … die Sänger im Namen der Autoren um Verzeihung bitten, dann wird das ihnen vom Publikum mit langanhaltendem dankbaren Beifall gewährt für einen unterhaltsamen Opernabend.

 

Gerhard Asche in WESERKURIER (Bremen), 10. August 2009

Wieder einmal hat Horst Vladar dem getreuen Publikum der Neuburger Kammeroper zwei glänzende aber leider vergessene Perlen geboten. Wie immer standen „Mitwirkende des Orchesters des Akademischen Orchesterverbandes München“ unter der Leitung von Alois Rottenaicher. In „Un quart d’heure de silence“ dürfen Tochter und Zofe des Herrn d’Argon ihre Geliebten nur heiraten, wenn sie eine Viertelstunde Schweigen durchhalten. … In „Le grand deuil“ haben zwei verliebte Paare auch Probleme, von einer Tante und einem Onkel die Zustimmung zur Hochzeit zu erhalten. Am 31. Juli, 1. und 2. August 2009 werden diese sehr ansprechenden Werkchen in Neuburg an der Donau nochmals aufgeführt.

 

(aus dem Flämischen von Annette Vladar)

  1. V. (30.07.2009) zu lesen bei: OPERAGAZET (Belgien) – Rezensionen

http://www.operagazet.be/index.htm

 

… Das ist hübsch anzuschauen in der Kulisse des erfahrenen Kammeroper-Bühnenbildners Ulrich Hüstebeck. … Noch bevor sich der Vorhang hebt, klangvolle Pracht! Ungeheuer vollmundig spielen die Mitglieder des Orchesters des Akademischen Orchesterverbandes unter der Leitung von Alois Rottenaicher auf, ungeheuer präzise setzen sie Gaveaux’s Fülle des Wohllauts um. Das wird auch in der zweiten Oper so bleiben, in der das gleiche Darsteller-Ensemble sich in einem düster pittoresken Trauerhause wieder findet. Und passt deshalb wunderbar zu dessen Auftritt. Denn selten hörte man das vertraute professionelle Sänger-Team (Yvonne Steiner, Elzbeta Laabs, Sebastian Schmid, Michael Hoffmann, Horst Vladar und Ursula Maxhofer-Schiele) so tadellos singen. Ein Genuss: Aller schauspielerische Leistung! Als Komödianten erster Klasse erweisen sich Hoffmann und Schmid, letzterer in einer hochkomischen Rolle als liebeskranker Neffe, während Steiner und Laabs als lebhafte junge (Dienst-)Mädel brillieren. Und Vladar und Maxhofer-Schiele punkten als altes, streitsüchtiges Ehepaar, das sich verwitwet wähnt und noch einmal auf Freiersfüßen wandelt. Junges, lebendiges Opernspiel in liebenswert altmodischer Opernregie – auch diesmal.

 

Karin Derstroff in DONAUKURIER (Ingolstadt, 27.07.2009

 

… „Bitte verzeihen Sie uns allen, die Autoren sind dran schuld.“ Dienstmädchen Finette (Yvonne Steiner) wendet sich ans Publikum im Stadttheater. … Doch da gab es nichts zu verzeihen. Die beiden Opera-comique-Einakter …, die Annette und Horst Vladar den Archiven entrissen und für die Neuburger Kammeroper bearbeitet haben, sind überaus gelungen. Alois Rottenaicher (musikalische Leitung), Horst Vladar (Inszenierung) und Ulrich Hüstebeck (Bühnenbild) schufen ein Gesamtkunstwerk, das man in keinem Detail verändert sehen möchte. Der Akademische Orchesterverband München bot den sechs Gesangssolisten die verlässliche instrumentale Grundlage zur Entfaltung ihres Spiels. … (Namen) …beeindruckten durch ausgewogene Bühnenpräsenz, mitreißende Leichtigkeit und sehr gute Verständlichkeit. Charmant und bezaubernd setzten sie die Verwirr- und Intrigenspiele … um. „Hat es Ihnen gefallen?“, fragte Finette am Ende. „Und wie!“, erwiderte das Publikum mit minutenlangem, begeistertem Applaus.

 

Barbara Sagel in AUGSBURGER ALLGEMEINE ZEITUNG, 27.07.2009

 

… „So etwas Hinreißendes habe ich lange nicht mehr gesehen“, war im Premierenpublikum der Neuburger Kammeroper am Wochenende zu vernehmen. … große Begeisterung. Das liebevoll und detailreich gestaltete Bühnenbild, ansprechende Kostüme, erfrischende choreografische Elemente, die musikalische Umsetzung durch die Mitglieder des Akademischen Orchesterverbandes München unter Leitung von Alois Rottenaicher sowie die sechs überaus spielfreudigen und stimmgewaltigen Gesangssolisten machen das diesjährige Projekt wieder zu einem besonderen kulturellen Ereignis.

 

Bks in NEUBURGER RUNDSCHAU, 27.07.09

Neuburger Kammeroper