Weiberlist (Le astuzie femminili – 1794)

(Le astuzie femminili – 1794)

von D. Cimarosa – G. Palomba

Romualdo, Advokat

Alexander Brehler

Bellina, dessen Mündel

Helga-Maria Viertl

Filandro, dessen Sekretär

Hartmut op der Beck

Leonora, dessen Haushälterin

Martha Scheffel

Ersilia, Bellinas Freundin

Kaye Krafft

Guismaria, Diener Romualdos

Gianpaolo, General

 

Soldaten

Heinrich Wladarsch

Horst Vladar

Peter Segeth

Max Huber

Josef Voigt

Wolfgang Oxfort

Musikalische Leitung

Georg Zettel

Inszenierung

Horst Vladar

Bühnenbild

Josef Pietschmann

Produktionsassistenz

Annette van Gent

Orchester

Mitglieder des Akad. Orchesterverbandes München

Der Advokat Romualdo will sein Mündel Bellina heiraten, um in den Besitz ihres Erbes zu kommen, obwohl er seiner Haushälterin Leonora die Ehe versprochen hat. Bellina aber liebt Romualdos jungen Sekretär Filandro. Leider wird sie im Testament ihres Vaters dessen Freund, dem angeblichen General Gianpaolo, als Gattin zugedacht, den sie zwar nicht kennt, der aber jeden Augenblick in Rom eintreffen kann. Zusammen mit Leonora und Filandros Schwester, ihrer Freundin Ersilia beschließt Bellina den General mit List in die Flucht zu schlagen. Doch der kühle Empfang kann den alten Haudegen nicht schrecken, im Gegenteil. Nachdem er vom Hausdiener Giusmaria in die Verhältnisse des Hauses eingeweiht ist, gelingt es ihm sogar den habgierigen Romualdo und den eifersüchtigen Filandro zu einem Duell gegeneinandet aufzustacheln. Nur mit Mühe können die dazwischen getretenen Damen die aufgebrachten Rivalen auseinander bringen.

Bellina hat Filandro beruhigt. Das listige Mädchen hat einen neuen Plan. Wenn es gelingt Gianpaolo soweit zu bringen, daß er einer anderen die Heirat verspricht, kann sie ihren Liebsten heiraten ohne das Erbe zu verlieren. Leonora oder Ersilia sollen zum Schein die möglichen Bräute spielen. Gianpaolo zeigt sich nicht gänzlich abgeneigt, ist aber auch nicht bereit, sich sofort für eine der beiden zu entscheiden. Die so Zurückgewiesenen schwören Rache.

Bellina, Filandro, Ersilia, Romualdo sind im Garten versammelt, als Leonora schreiend aus dem Haus kommt und Gianpaolo bezichtigt, sie überfallen zu haben. Der General versucht seine Unschuld zu beweisen, aber die allgemeine Meinung ist gegen ihn. Auch diese Finte bringt Gianpaolo nicht zum Rückzug, obwohl ihn Romualdo nur zu gern mit seiner Haushälterin verheiratet sehen würde. So aber muß der sich mit dieser wegen seines Heiratsversprechens herumärgern. — Mit einer neuen List will sich Bellina beide angebetenen Freier auf einmal vom Halse schaffen. Leonora meldet den verblüfften Alten, Bellina sei mit Filandro geflohen. Ein ungehobelter russischer Offizier erscheint mit Soldaten und bedroht alle. Er suche seine geflüchtete Braut, die sich mit einem verkommenen, frauenstehlenden Subjekt, Filandro genannt, im Hause befinden müsse. Während er die Villa durchsucht, zieht ein neuer, von einem weiblichen Kommandanten geführter Soldatenhaufen auf. Im Hause sei ihr früherer Geliebter, den sie wieder haben wolle. Sie habe sich mit ihm verkracht wegen dessen Flirt mit einer gewissen Bellina. Gott sei Dank wäre es gelungen, dieses Weib in den Keller zu sperren. Romualdo und Gianpaolo versprechen ihr freudig, sie mit ihrem Geliebten wieder zu vereinen, ja sogar zu verheiraten, falls sie danach Bellina ausliefere. Nach kurzem Streit ist das fremde Paar einverstanden. Am selben Abend noch wird Hochzeit gefeiert.

Die Hochzeit ist vollstreckt. Ein ausgelassenes Fest beginnt. Doch nun soll Bellina ausgeliefert werden. Aber Weiberlist hat alle Hürden überwunden: hinter den Masken der fremden Soldaten stecken Bellina und Filandro, jetzt ein frischgebackenes Ehepaar. Was bleibt den genasführten „Bräutigamen“ anderes übrig, als gute Miene zum bösen Spiel zu machen?

Domenico Cimarosa – Komponist

1749     geboren in Aversa
1772     Beendigung des Musikstudiums in Neapel
1772     Debüt „L’estravagance del Conte“ in Neapel
1778     Triumphe in Rom und Neapel
1784     Arbeiten für die Theater in Florenz
1787     Nachfolger Paisiellos in Petersburg
1791     Nachfolger Salieris in Wien
1792     „Die heimliche Ehe“ (Wien)
1793     Rückkehr nach Neapel
1794     „Le astuzie femminili” (Neapel)
1797     „Weiberlist” deutsche Aufführung in Berlin
1799     Cimarosa wird zum Tode verurteilt, Begnadigung und Reise nach Venedig
1801     gestorben in Venedig

Giuseppe Palomba – Librettist

Über sein Leben ist wenig bekannt, obwohl er wie sein Onkel Antonio Palomba eine Unmenge Libretti für fast alle italienische Opernkomponisten seiner Zeit geschrieben hat. Unter diesen waren Logroscino, Jomelli, Guglielmi, Piccini, Paisiello, Cocchi, Fioravanti, Mosca, Cordella und eben Cimarosa. Er lebte von 1765  bis 1825 (wahrscheinlich in Neapel geboren und gestorben). Viele seiner Werke wurden in Deutsch auch in Dresden und Hamburg gegeben.

 

 

Ein Besuch der Neuburger Kammeroper müßte auch den eingefleischtesten Pessimisten hinsichtlich der Zukunft der soviel verlästerten Kunstgattung Oper eines Bes-seren belehren. Das hundert Jahre alte, vor ein paar Jahren vorbildlich renovierte Theaterchen der alten Donaustadt, ein Hoftheater en miniature, war Anlaß und Ursache für ein kleines musik- und theaterverschworenes Häuflein opernbegeisterter Künstler und Laien (an der Spitze der Neuburger Kulturreferent Anton Sprenzel), ein wenig bekanntes Opus aus dem noch lange nicht erschöpften Vorrat der barocken Kammeroper zu erarbeiten und einheimischen und auswärtigen Musikliebhabern zu präsentieren.

 

Ansteckende Spiellaune

Wieder war es der von echter Spiel- und Komödienlust beseelte Horst Vladar, der die Buffa Cimarosas in Szene setzte, ein um szenische Einfälle nie verlegener Regisseur und baßgewaltiger Darsteller des ein wenig verlotterten „Generals“ Gianpaolo, dessen Leistung um so höher zu bewerten ist, als im Ensemble sich ja auch Anfänger in der schwierigen Kunst der Darstellung zu bewähren haben. Neben ihm brillierte die bühnenerfahrene, von ihren Augsburger Opernjahren bekannte Sopranistin Helga-Maria Viertl als charmante Drahtzieherin der Komödie, die auch mit wohldosiertem Belcanto zu fesseln verstand. Das klangschöne Trio der lustigen Weiber ergänzten die ein wenig zu jugendlich wirkende Haushälterin Leonora von Martha Scheffel, eine fundierte Altistin, und die lebenslustige Ersilia der hellstimmigen Sopranistin Kaye Krafft. Hartmut op der Becks tenoraler Liebhaber Filandro mühte sich mit unterschiedlichem Erfolg um lockere Intonation, paßte sich aber in den Arien und Ensembles stimmlich recht gut seinen diversen Partnerinnen an. Alexander Brehler verkörperte, als kauziger Advokat und Erbschleicher Romualdo einen Buffotyp, wie das 18. Jahrhundert ihn prägte, einen dupierten Junggesellen, der auch im flüssigsten Parlando seinen Mann stellte.

Am Pult waltete Georg Zettel mit Umsicht und schöner Sachkenntnis seines Amtes als Leiter eines erstaunlich präzisen Orchesters aus engagierten Laien und Fachmusikern des „Akademischen Orchesterverbands“ aus München. Ohne Routine und modernistisches Perfektionsstreben wurden Streicher und Bläser zu einem zuverlässigen Begleitinstrument der Bühne, denen man gerne nachsieht, wenn sie im Eifer des Gefechtes dynamisch einmal des Guten zuviel taten oder kleine Differenzen mit den Sängern dem Dirigenten zu schaffen machten.

Die Neuburger feierten ihre Kammeroper mit Bravorufen und Blumenspenden für diesen amüsanten und erfolgreichen Griff in das Archiv der Musikgeschichte.

Dr. Karl Ganzer am 22.07.74 In Augsburger Allgemeine und Neuburger Rundschau

 

 

Neuburger Kammeroper